Über das Programm

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fördert das BMFSFJ seit 2016 die sprachliche Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung. Das Programm verbindet drei inhaltliche Schwerpunkte: alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien. Für jede Sprach-Kita stellt das Programm eine zusätzliche Fachkraft zur Verfügung. Die zusätzlichen Fachkräfte werden im Verbund von einer externen Fachberatung begleitet. Bundesweit ist etwa jede 8. Kita eine Sprach-Kita. Davon profitieren mehr als 500.000 Kinder und ihre Familien.

Seit 2020 legt das Bundesprogramm Sprach-Kitas einen neuen Fokus auf den Einsatz digitaler Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen in die sprachliche Bildung. Digitale Medien gehören heute in vielen Familien zum Alltag und damit zum Sprachumfeld von Kindern aller Altersgruppen. Deshalb greift das Programm digitale Medien bei der sprachlichen Bildung auf. Der neue Schwerpunkt Digitalisierung des Bundesprogramms dient dazu, medienpädagogische Ansätze in der sprachlichen Bildung zu stärken sowie digitale Bildungs- und Austauschformate für die Fachkräftequalifizierung und die Programmabläufe besser nutzbar zu machen.

Sprache ist der Schlüssel: Durch sie erschließen wir uns die Welt, treten mit Menschen in Kontakt und eignen uns Wissen an. Studien haben gezeigt, dass sprachliche Kompetenzen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben haben. Dies gilt besonders für Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien und Familien mit Migrationshintergrund.

Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ richtet sich an Kitas, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit besonderem sprachlichem Förderbedarf besucht werden. Dabei baut es auf den erfolgreichen Ansätzen des Programms „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ (2011-2015) auf und erweitert diese. Schwerpunkte des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ sind neben der sprachlichen Bildung die inklusive Pädagogik sowie die Zusammenarbeit mit Familien.

Die Sprach-Kitas erhalten im Bundesprogramm gleich doppelte Unterstützung: Die Kita-Teams werden durch zusätzliche Fachkräfte mit Expertise im Bereich sprachliche Bildung verstärkt, die direkt in der Kita tätig sind. Diese beraten, begleiten und unterstützen die Kita-Teams bei der Weiterentwicklung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung. Zusätzlich finanziert das Programm eine zusätzliche Fachberatung, die kontinuierlich und prozessbegleitend die Qualitätsentwicklung in den Sprach-Kitas unterstützt. Sie qualifiziert die Fachkräfte innerhalb eines Verbundes von 10-15 Sprach-Kitas.

Das Bundesprogramm läuft noch bis Ende Juni 2023. 6000 Sprach-Kitas werden bis dahin weiter vom Bund gefördert - das sind knapp 90 Prozent. Danach gehen die Sprach-Kitas in die Verantwortung der Länder über.

Die Schwerpunkte im Bundesprogramm „Sprach-Kitas“

Kinder erlernen Sprache in anregungsreichen Situationen aus ihrer Lebens- und Erfahrungswelt. Alltagsintegrierte sprachliche Bildung orientiert sich an den individuellen Kompetenzen und Interessen der Kinder und unterstützt die natürliche Sprachentwicklung. Der gesamte Kita-Alltag wird genutzt, um die Kinder in ihrer Sprachentwicklung anzuregen und zu fördern.

Sprache durchzieht das Handeln von Kindern überall und jederzeit. Sie singen, reimen, stellen Fragen, handeln Spielregeln aus und lauschen der Gute-Nacht-Geschichte. Sprache ist für Kinder der Schlüssel zum Entdecken der Welt. Sie erfahren etwas darüber, wie ihre Umgebung beschaffen ist, und was andere Menschen denken und fühlen. Kinder lernen den Satzbau, die Wörter und die Grammatik. Und bauen ihr sprachliches Können dabei Tag für Tag mehr aus. Das ermöglicht ihnen, die Welt zu verstehen, sich in ihr einzubringen und sie zu gestalten. Kinder lernen Sprache am besten im persönlichen Kontakt, das heißt im Dialog, im Handeln und in der Beziehung mit den Eltern und den Erzieherinnen, Erziehern, Tagesmüttern und -vätern. Sie orientieren sich am Sprachvorbild.

Sprachkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und eine der wichtigsten Voraussetzungen für den schulischen und beruflichen Erfolg sowie die gesellschaftliche Integration. Altersgemäße Sprachkenntnisse sind schon im Vorschulalter wichtig, damit die Kinder von Anfang an gleiche Bildungschancen haben. Vielen Problemen, die durch mangelnde Teilhabe an der Sprach- (und damit auch Kultur-) gemeinschaft entstehen, kann daher durch sprachliche Bildung vorgebeugt werden. Sprachliche Bildung sollte so früh wie möglich beginnen und in den Alltag integriert werden. Bedeutsame Personen für das Kind, wie Eltern aber auch vertraute Erzieherinnen und Erzieher, sollten aktiv in den Förderprozess einbezogen werden.

Eine inklusive Pädagogik ermutigt Kinder und Erwachsene, Vorurteile, Diskriminierung und Benachteiligung kritisch zu hinterfragen sowie eigene Gedanken und Gefühle zu artikulieren. Dies bedeutet, sowohl den Gemeinsamkeiten und Stärken von Kindern Aufmerksamkeit zu schenken als auch Vielfalt zu thematisieren und wertzuschätzen.

Inklusive Pädagogik bezieht sich auf alle pädagogischen Handlungsfelder: die Gestaltung der Lernumgebung, die Interaktion mit Kindern, die Zusammenarbeit mit Familien und die Zusammenarbeit im Team. Leitziel sollte es sein, die Kita als sicheren und anregenden Lernort zu gestalten, an dem es normal ist, dass alle verschieden sind. Die zusätzliche Fachkraft und die Fachberatung unterstützen in Zusammenarbeit mit der Kita-Leitung diesen Prozess.

Eine vertrauensvolle und willkommen heißende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen den pädagogischen Fachkräften und den Familien ist notwendig, um Kinder ganzheitlich in ihrer Sprachentwicklung zu begleiten. Denn Sprachbildung findet zuerst durch Eltern und zu Hause statt. Die Sprach-Kitas beraten die Eltern, wie sie auch zu Hause ein sprachanregendes Umfeld schaffen können.

Studien zeigen, dass der Familie als wichtigem Bildungsort für Kinder eine stärkere Gewichtung und eine nachhaltigere Wirkung zukommen als der Kindertageseinrichtung. Deshalb nimmt die verantwortungsbewusste Zusammenarbeit mit Familien zu recht in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung eine bedeutsame Rolle ein und gilt als ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Sie ist bundes- und landesgesetzlich verankert und in den Bildungsplänen der Länder konkretisiert. Denn ein offener Austausch auf Augenhöhe zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften vor dem Hintergrund der geteilten Verantwortung ist die Basis für eine gelebte Erziehungspartnerschaft – ganz zum Wohl der Jüngsten.

Eltern sind und bleiben die Expertinnen und Experten der Entwicklung ihrer Kinder. Vielerorts gestalten sie den pädagogischen Alltag in Kitas und Kindertagespflege aktiv mit und bereichern deren Angebot. Eltern haben aber auch viele Fragen rund um ihre Bildungs- und Erziehungsaufgaben. Erzieherinnen und Erzieher können Eltern als professionelle Partner mit Rat und Tat zur Seite stehen und Orientierungshilfen anbieten. Denn sie verfügen sowohl über Fachwissen als auch über langjährige Erfahrung.

In Kindertageseinrichtungen können Familien mit passgenauen Angeboten niedrigschwellig erreicht werden. Studien deuten auch darauf hin, dass Programme, die sich an Kinder und Eltern richten, Erfolge erreichen können. Der Bund unterstützt mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ gelebte Erziehungspartnerschaften: Die zusätzlichen Fachkräfte der Sprach-Kitas beraten, begleiten und qualifizieren das Team sowohl zum Thema alltagsintegrierte sprachliche Bildung als auch zur Zusammenarbeit mit Familien.

In Kitas wird die Zusammenarbeit mit Eltern vielfältig und interessant gestaltet. In vielen Kitas werden die Eltern aktiv eingebunden: Sie sind zum Beispiel an der Organisation von Festen beteiligt oder nehmen an Ausflügen der Kita teil. Um möglichst alle Eltern mit Angeboten zur Zusammenarbeit zu erreichen, ist es wichtig, diese bedarfsgerecht und niedrigschwellig zu gestalten.

Gelebte Erziehungspartnerschaft bringen auch Herausforderungen mit sich. Zusammenarbeit braucht viel Geduld und eine offene positive Haltung – sowohl von Seiten der Betreuungskräfte als auch von Seiten der Eltern. Die pädagogischen Fachkräfte sollten jedoch den ersten Schritt tun. Wichtig ist es daher, stets den Austausch zu suchen, sich bestmöglich in die Partner hineinzuversetzen und auch das eigene Handeln kritisch zu reflektieren. Denn eine partnerschaftliche Zusammenarbeit erfordert viel Akzeptanz, wertschätzendes Interesse und Initiative. Der Einsatz lohnt sich aber in jedem Fall!

Seit 2020 liegt ein zusätzlicher Fokus auf digitalen Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen in die sprachliche Bildung. Digitale Medien wie Smartphones oder Tabletcomputer sind heute Alltag in vielen Familien. Damit sind sie ein Teil des Sprachumfelds von Kindern jeden Alters. Deshalb greift das Programm digitale Medien bei der sprachlichen Bildung auf, stärkt medienpädagogische Ansätze und fördert digitale Bildungs- und Austauschformate für die Fachkräftequalifizierung.

Programmbegleitende Evaluation

Zwischenbericht der Bund-Länder-Steuerungsrunde