Zwischenbericht der Bund-Länder-Steuerungsrunde im Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2016 die Verbesserung der Angebote sprachlicher Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung. Dabei baut es auf den erfolgreichen Ansätzen des Programmes „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ (2011-2015) auf. Das Bundesprogramm richtet sich vorwiegend an Kitas, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit dem Risiko eines besonderen sprachlichen Förderbedarfs besucht werden. Neben dem Handlungsfeld der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung liegen die weiteren Handlungsfelder in der inklusiven Pädagogik sowie der Zusammenarbeit mit Familien.

Das Bundesprogramm hat im Rahmen der ersten Förderwelle eine geplante Laufzeit vom 01.01.2016 bis 31.12.2019, im Rahmen der zweiten Förderwelle vom 01.01.2017 bis 31.12.2020. In einem ersten Schritt ist es gelungen, die Förderung der ersten Programmwelle, auch im Jahr 2020 zu ermöglichen. Anfang des Jahres 2019 wurden bundesweit durch das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ in den zwei Förderwellen insgesamt 6.476 Einrichtungen gefördert sowie insgesamt 6.723 Fachkraftvorhaben und 512 Fachberatungsvorhaben. Damit ist jede zehnte Kita in Deutschland eine Sprach-Kita.

Die Sprach-Kitas erhalten im Bundesprogramm zweifache Unterstützung bzw. Förderung: Die Kita-Teams werden durch zusätzliche Fachkräfte verstärkt, die direkt in den Einrichtungen tätig sind und ein fachliches Tandem mit den Kita-Leitungen bilden. Sie beraten, begleiten und unterstützen die Kita-Teams in den drei Handlungsfeldern. Darüber hinaus finanziert das Programm eine zusätzliche Fachberatung, die kontinuierlich und prozessbegleitend die Qualitätsentwicklung in den Sprach-Kitas unterstützt. Sie qualifiziert die Kita-Tandems innerhalb eines Verbundes von ca. zehn bis 15 Sprach-Kitas.

Hochgerechnet profitieren über eine halbe Million Kinder von dem Programm, wobei etwa jedes fünfte erreichte Kind (21 Prozent) unter drei Jahre alt ist. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund lag in den Sprach-Kitas in der ersten Förderwelle mit rund 47 Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt in Kindertageseinrichtungen (27 Prozent).

Der Zwischenbericht

Das Bundesprogramm wird durch eine Bund-Länder-Steuerungsrunde zur Unterstützung der Umsetzung in den Ländern sowie zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Aktivitäten begleitet. Mit dem Zwischenbericht zum Berichtszeitraum 2016 bis Mitte Januar 2019 wird der aktuelle Stand der Umsetzung resümiert sowie Zwischenergebnisse aus Sicht der programmbegleitenden Evaluation und der Länder festgehalten. Gleichzeitig beinhaltet dieser fachliche Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Bundesprogramms. Nachfolgend sind die wesentlichen Inhalte und wichtigsten Kernaussagen zusammengefasst dargestellt.

Sprach-Kitas fördern Qualitätsentwicklung und Professionalisierung in Kindertageseinrichtungen

Durch die Förderung im Bundesprogramm

  • werden Fachkräfte für die Themen alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien sensibilisiert und fortgebildet.
  • können sich die „Sprach-Kitas“ in diesem Feld profilieren und weiterentwickeln. Die Angebote zur frühkindlichen sprachlichen Bildung werden innerhalb des gesamten Kita-Teams gestärkt und es findet eine Qualitätsentwicklung in der pädagogischen Arbeit statt.

Die Länder resümieren die bisherige Wirkung des Bundesprogramms vor allem auf den Ebenen

  • Professionalisierung der frühkindlichen Bildung durch die angebotenen Qualifizierungen,
  • Kompetenzzuwachs bei den Fachkräften,
  • Weiterentwicklung der Einrichtungskonzeptionen sowie
  • verbesserte Interaktionsqualität in den Einrichtungen.
Für eine mögliche Fortsetzung braucht es weiterhin als wesentliche Elemente der Qualitätsentwicklung zusätzliche Personalressourcen (z.B. über Funktionsstellen), das Einbeziehen der Leitungskräfte in den Qualitätsentwicklungsprozess sowie die Arbeit in multiprofessionellen Teams, die unterschiedliche Sichtweisen in den Kita-Alltag einbringen.

Fachberatungen sind zentrales Qualitätsmerkmal und Transferinstanz

Die Zwischenergebnisse der programmbegleitenden Evaluation machen deutlich, dass sich bereits eine lebendige Zusammenarbeit zwischen den zusätzlichen Fachberatungen und Verbundeinrichtungen entwickelt hat. Die Fachberatungen

  • sind ein zentrales und strukturelles Qualitätsmerkmal im Bundesprogramm.
  • werden als eine relevante Unterstützung im Kita-Alltag erlebt (z. B. hinsichtlich der Möglichkeiten des Austauschs über Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit oder auch der Weiterentwicklung von Fachwissen).
  • konnten zuletzt nicht nur die Beratungsintensität, sondern auch das Beratungsspektrum innerhalb der drei Handlungsfelder vor allem in den Bereichen „sprachpädagogische Arbeit“ sowie „Umgang mit Heterogenität“ steigern.
  • finden auch innerhalb der Online-Plattform Sprach-Kitas statt. Hier nutzen die Fachkräfte im Kontext der Qualifizierung die Möglichkeit der Fachberatungs- und Tandemkurse sowie die Vernetzungsoption.
In der Zusammenarbeit mit den Umsetzungsstellen (zusätzliche Fachberatung, Kita, Träger) gilt es, weiterhin eine (enge) Zusammenarbeit zwischen Fachberatung und Kita-Tandem zu ermöglichen und die Relevanz für die Weiterentwicklung der Kita deutlich zu machen. Zukünftig sollten die Angebote zu prozessbegleitenden, fachlichen und methodischen Unterstützungsformaten weiterentwickelt und um Themen der Organisations- und Teamentwicklung erweitert werden.

Einrichtungen und Träger profitieren von der steigenden Vernetzung

Die Länder heben die gestiegene landesweite und bundeslandübergreifende Vernetzung aufgrund der vorgegebenen Verbundstruktur als gewinnbringend sowohl für die Fachberatungen selbst als auch für die einzelnen Kindertageseinrichtungen hervor:

  • Fachliche Impulse können durch Angebote der Vernetzung in der Praxis aufgenommen und verbreitet werden.
  • Die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen und mit neuen Kooperationspartnerinnen und -partnern wird initiiert und gestärkt.
  • Tagungen, Fortbildungen, ergänzende Publikationen und Newsletter wirken sich positiv auf den Transfer der Programminhalte aus.
Es gilt, die Ebene der Träger aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für Qualitätsentwicklungsprozesse zukünftig verstärkt in den Blick zu nehmen. Diese nutzen die angebotenen personellen, materiellen und inhaltlichen Ressourcen in ihrer Arbeit bereits stark, was für eine langfristige Verankerung der Inhalte des Bundesprogramms in der gesamten Trägerarbeit wichtig ist. Jedoch sollte der Austausch zwischen zusätzlicher Fachberatung und regulären Fachberatungen vor allem trägerübergreifend noch intensiviert werden.

Sprachliche Bildung als Daueraufgabe weiter verankern

Auf Länderebene wurde bereits eine große Bandbreite von Aktivitäten zur Unterstützung des Bundesprogrammes unternommen. In diesem Zusammenhang sind vor allem folgende Aspekte als besonders erfolgreich zu bewerten:

  • die Verankerung der sprachlichen Bildung in der Landesgesetzgebung zur Kindertagesbetreuung einiger Länder,
  • die Erstellung von Landeskonzepten zur sprachlichen Bildung,
  • die Erarbeitung einer Sprachförderrichtlinie,
  • Synergien zwischen Bundes- und Landesprogrammen sowie die Verknüpfung landesinterner Konzepte mit Maßnahmen des Bundes.
Das Sichtbarmachen und Nutzen von Synergien von Bundes- und Landesprogrammen ist auch zukünftig notwendig, um das Thema „sprachliche Bildung“ dauerhaft zu verankern. Im Rahmen einer Weiterentwicklung des Bundesprogrammes sollte dies vor allem mit Blick auf das Ziel, das Programm in die Fläche zu tragen flankierend unterstützt werden.

Transfer für das gesamte Kita-System ermöglichen

Um eine langfristige Wirkung auf das gesamte Kita-System zu erreichen wird vorgeschlagen

  • zukünftig Fachberatungen „Sprach-Kitas“ als Transferinstanz einzusetzen.
  • Partner-Modelle zwischen Sprach-Kitas und Einrichtungen ohne solche Erfahrungen (z. B. Tandem-Kitas) zu etablieren.
  • sowohl zeitliche als auch finanzielle Ressourcen für die Bearbeitung der Themen in den Einrichtungen vorzusehen.
  • zur strukturell-inhaltlichen Verstetigung und Berücksichtigung des Themas die Leitung zu stärken.
  • klare Verantwortlichkeiten, z. B. durch den Einsatz einer Funktionsstelle (eine zusätzliche Fachkraft), die das Team kontinuierlich zur Auseinandersetzung mit dem Themenfeld anstößt und begleitet, zu benennen.
  • Wissen sowie den fachlichen Austausch im Team zu sichern (z. B. Sammlung von Fortbildungsmaterialien oder ein Mentoringkonzept).
Insbesondere mit Blick auf die hohe personelle Fluktuation im Feld gilt es darauf hinzuwirken, das bestehende Wissen rund um sprachliche Bildung im Kita-System zu halten und weiter zu geben. Die Einbindung erfahrener Fachkräfte hat daher hohe Relevanz. Um Ausstrahlungseffekte und damit nachhaltige Wirkungen des Bundesprogramms auf das Kita-System als Ganzes zu initiieren, sind darüber hinaus eine konstante Vernetzung und Kooperation mit nicht direkt am Bundesprogramm involvierten Akteurinnen und Akteuren des Systems der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung notwendig.