Programmbegleitende Evaluation
Die programmbegleitende Evaluation des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, untersucht, wie das Programm von den Beteiligten umgesetzt wird und welche Effekte hierbei entstehen. Sie wird von der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. Katharina Kluczniok) und der Universität Bamberg (Prof. Dr. Yvonne Anders, Prof. Dr. Hans-Günther Roßbach) entwickelt und durchgeführt. Sie bezieht alle zentralen Akteure ein, darunter Träger, am Bundesprogramm teilnehmende Kindertageseinrichtungen mit ihrer zusätzlichen Fachkraft, weitere pädagogische Fachkräfte in den Einrichtungen, die zusätzlichen Fachberatungen und Familien, deren Kinder eine Sprach-Kita besuchen.
Bislang wurden Einrichtungsleitungen und zusätzliche Fachkräfte befragt. Zuvor wurden außerdem bereits bundesweit 102 zusätzliche Fachberatungen, die diese Einrichtungen begleiten, angesprochen. Sie äußerten sich online zu ihren Erfahrungen bei der Arbeit im Bundesprogramm. Im darauffolgenden Herbst und Winter erfolgten dann die Befragungen der Leitungskräfte und der zusätzlichen Fachkräfte. Diese arbeiten meist als Tandem zusammen. Die Befragung beschäftigte sich damit, wie die Umsetzung des Bundesprogramms und die Zusammenarbeit mit der zusätzlichen Fachberatung wahrgenommen werden. Die Ergebnisse zeigen übergreifend, wie bedeutend und wertvoll die Zusammenarbeit der Tandems mit den zusätzlichen Fachberatungen ist.
Zusammenarbeit: Die zusätzlichen Fachberatungen füllen die ihnen zugedachte Rolle aus und gestalten dabei eine positive Zusammenarbeit mit den Sprach-Kitas. Ihre häufigste Tätigkeit ist die Beratung und Begleitung der Leitung und der zusätzlichen Fachkraft. Ferner stoßen sie die Qualitätsentwicklung der Einrichtungen in den Handlungsfeldern des Bundesprogramms an. Dies geschieht zum Beispiel durch Empfehlungen zur Fort- und Weiterbildung.
Rolle und Leadership: Die zusätzlichen Fachberatungen im Bundesprogramm sind nicht nur in ihrer Rolle angekommen, sie werden in dieser auch anerkannt, sie fühlen sich als beratende Instanz akzeptiert und die Bedingungen in den Arbeitskreistreffen werden überwiegend als unproblematisch eingeschätzt. Der Großteil der Befragten fühlt sich gut auf die Tätigkeit vorbereitet. Allerdings merkt ein Drittel an, dass zu wenig fachliche Unterstützung vom Träger geboten wird. Fachberatungen, die sich selbst als pädagogisches Vorbild für die Einrichtungen und zusätzlichen Fachkräfte sehen, und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und aktiv eine Vision für das Bundesprogramm entwickeln, sind insgesamt am besten in das Programm eingestiegen.
Vorwissen und Leadership: Die zusätzlichen Fachberatungen schätzen ihr Vorwissen in den drei Handlungsfeldern des Bundesprogramms (alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik, Zusammenarbeit mit Familien) als gut bis sehr gut ein. Die zusätzlichen Fachberatungen, die zum Beispiel über mehr Kenntnisse zu Familien mit Fluchthintergrund verfügen, haben sich bereits besser in ihre Rolle eingefunden, und berichten über weniger Probleme im Rahmen der Verbundtreffen. Eine zentrale Rolle für einen guten Einstieg in das Bundesprogramm haben feld- und themenspezifisches Vorwissen und Vorerfahrungen.
Kulturelle Vielfalt: Die befragten zusätzlichen Fachberatungen finden es wichtig, auf die kulturellen Hintergründe der Kinder einzugehen. Außerdem befürworten sie, den professionellen Umgang mit kultureller Diversität als festen Bestandteil in die pädagogische Ausbildung zu integrieren. In der Praxis sehen sie es darüber hinaus als wichtig an, Unterschiede nicht überzubetonen. Die Beschäftigung mit den kulturellen Unterschieden soll demnach mit verbindenden Aspekten und Gemeinsamkeiten der Kinder kombiniert werden.
Kita-Tandems: Mehr als die Hälfte der zusätzlichen Fachkräfte und Einrichtungsleitungen geben an, dass sie als Kita-Tandem arbeiten und dabei mit der zusätzlichen Fachberatung kooperieren. Dies kann als Indiz für die gelungene Umsetzung des Bundesprogramms angesehen werden. Nützliches Praxiswissen, das während der Programmlaufzeit gesammelt wird, kann so am besten in die Kita weitergegeben und dort nachhaltig verankert werden. Dafür ist die gemeinsame Einbindung von Leitung und zusätzlicher Fachkraft essenziell. Denn strukturelle Voraussetzungen und Teamentwicklungsprozesse können so optimal aufeinander abgestimmt werden.
Angebote: Die zusätzlichen Fachkräfte und die zusätzlichen Fachberatungen stehen im regelmäßigen Austausch. Am häufigsten findet die Beratung per E-Mail statt, gefolgt von der telefonischen Beratung. Rund ein Fünftel der zusätzlichen Fachkräfte hat mehrmals im Monat via E-Mail Kontakt mit der zusätzlichen Fachberatung. Persönliche Beratungen und Treffen werden in fast einem Drittel der Fälle mindestens einmal im Monat genutzt. Die entsprechend der Programmvorgaben erfolgenden Praxisbesuche der zusätzlichen Fachberatung in der Kita finden bei etwa einem Fünftel der Fälle sogar mindestens einmal im Monat statt.
Unterstützung: Sowohl von den Einrichtungsleitungen als auch von den zusätzlichen Fachkräften wird die Arbeit der zusätzlichen Fachberatungen als Unterstützung wahrgenommen. Dies trifft insbesondere bei der Organisation der Qualifizierung der Teams oder bei Fragen zur alltagsintegrierten sprachlichen Bildung zu. Insgesamt wird die zusätzliche Fachberatung außerdem als soziale Unterstützungsressource gesehen. Zum Beispiel als Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner bei Fragen zur sprachlichen Bildung. Außerdem betonen die zusätzlichen Fachkräfte, dass sie die Anleitung durch die Fachberatungen anregend für die Reflexion der eigenen Arbeit empfinden.
Zusammenarbeit mit Familien: Die Anregungen und Wünsche der Familien finden laut den Einrichtungsleitungen insbesondere bei Festen und Ausflügen, bei den täglichen Öffnungs- und Schließzeiten, bei Mahlzeiten sowie bei Aktivitäten und Lernangeboten hohe Beachtung. Bei Festen und Ausflügen gaben sogar 82 Prozent der Befragten an, stark oder sehr stark die Anregungen und Wünsche der Familien zu berücksichtigen. Insgesamt lassen die Antworten darauf schließen, dass die Einrichtungen darum bemüht sind, auf die Wünsche der Familien einzugehen. Nur bei der Qualitätsentwicklung und der Gestaltung des pädagogischen Alltags gab ein Drittel der Einrichtungsleitungen an, Eltern nicht oder nur geringfügig einzubeziehen. Die Befragung zeigte außerdem, dass viele Einrichtungen ein besonderes Bewusstsein für Familien mit Migrationshintergrund haben und auf deren Bedarfe reagieren. So gaben 55 Prozent der Einrichtungsleitungen an, häufig oder sehr häufig Elterngespräche mit Dolmetscherinnen oder Dolmetschern durchzuführen.
Stichprobe: Die Trägerbefragung fand etwa zur Hälfte der Programmlaufzeit statt. An ihr nahmen von insgesamt 77 Trägervertretungen 63 Trägervertretungen teil (38 Prozent öffentlich, 40 Prozent freie Wohlfahrtverbände/Vereine, 19 Prozent kirchlich, 3 Prozent privatwirtschaftlich). Für das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ sind sie im Schnitt etwas mehr als zwei Jahre zuständig.
Initiative: Bei der Befragung zeigte sich, dass die Teilnahme am Bundesprogramm etwa zur Hälfte von den befragten Trägervertretungen initiiert wurde. Damit wird deutlich, welch entscheidende Rolle sie für den Erfolg der „Sprach-Kitas“ einnehmen. Bei der Frage zu den Gründen für die Teilnahme stellte sich zudem heraus, dass die Inhalte des Bundesprogramms entscheidend sind. Die wichtigsten Gründe für die Teilnahme waren, die alltagsintegrierte sprachliche Bildung und die Zusammenarbeit mit Familien bzw. mit Familien mit Migrationshintergrund zu verbessern. Auch der Wunsch, sich konzeptionell weiterzuentwickeln, war ein häufiger Antrieb.
Personalentwicklung und -management der Träger: Bei der Personalbesetzung der zusätzlichen Fachberatungen setzen die Träger gemäß den Förderrichtlinien des Bundesprogramms auf einschlägige berufliche Erfahrungen im frühpädagogischen Bereich. In den meisten Fällen werden die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihr Aufgabengebiet eingearbeitet. Verbesserungspotential besteht bei der Einführung in das Trägerkonzept und dem trägerübergreifenden Austausch. Fast Dreiviertel der befragten Träger ermitteln systematisch den Fort‐ und Weiterbildungsbedarf ihrer pädagogischen Fachkräfte, zum Beispiel durch Informationsaustausch mit der Leitung und der Fachberatung. Bei etwas mehr als der Hälfte wird dies durch Befragungen oder direkte Gespräche mit den Erzieherinnen und Erziehern erreicht.
Pädagogische Qualitätsentwicklung: Die Mehrheit der befragten Träger (87 Prozent) arbeitet mit eigenen Qualitätsstandards. Alle befragten Trägervertreter bzw. Trägervertreterinnen beziehen die Einrichtungsleitung in die Qualitätsentwicklung mit ein. In den meisten Fällen werden außerdem die Fachberatungen und die zusätzlichen Fachkräfte am Prozess beteiligt. Die für diesen am häufigsten genannten Ziele waren „Inklusive Pädagogik“, „Zusammenarbeit im Team“, Alltagsintegrierte sprachliche Bildung“ und die „Zusammenarbeit mit Familien mit Migrationshintergrund“. Diese Ziele entsprechen den Handlungsfeldern des Bundesprogramms.
Verstetigung des Bundesprogramms: Bei einem Großteil der Träger (fast 70 Prozent) ist die Weiterbeschäftigung der zusätzlichen Fachberatung geplant – bei mehr als einem Fünftel steht die Weiterbeschäftigung bereits fest. Nur wenige Träger (8 Prozent) berichten zum Befragungszeitpunkt, dass sie die zusätzliche Fachberatung in Zukunft nicht weiterbeschäftigen werden. Ein knappes Viertel plant aktuell keine Weiterbeschäftigung, hat dies aber noch nicht endgültig festgelegt. Als Gründe wurden in diesen Fällen zu geringe finanzielle Mittel und fehlende zukünftige Einsatzmöglichkeiten angegeben. Insgesamt deutet sich an, dass die meisten zusätzlichen Fachberatungen im Anschluss an das Bundesprogramm den Kitas als „reguläre“ Fachberatungen erhalten bleiben. Als wertvolle Unterstützung können sie sich so weiterhin in der Qualitätsentwicklung der Kitas einbringen.
Welche Effekte hat die Förderung zusätzlicher Fachkräfte und Fachberatungen im Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ und wie wirken sich diese auf das Kita-System als Ganzes aus? Um diesen Fragen nachzugehen wurden Daten aus den Befragungen von Familien, Einrichtungsleitungen, zusätzlichen Fachkräften und Kita-Teams ausgewertet.
Gelingensbedingungen für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Familien:
Die Teilnahme der Einrichtungsleitungen an den von der zusätzlichen Fachkraft angebotenen Arbeitskreisen hat sich als hilfreich erwiesen. Darüber hinaus unterstützt die zusätzliche Fachkraft erfolgreich bei der Zusammenarbeit mit Familien. Aber nicht nur das: Mit ihrem Fachwissen, aber auch ihren Überzeugungen ist sie ein wichtiger Anker und kann die Kita-Teams gut in ihrem Fachgebiet beraten. Dieser zusätzliche Input unterstützt die Kita-Teams gerade dabei, wenn es darum geht, Angebote für Familien umzusetzen oder weiterzuentwickeln.
Professionelle Kompetenzen im zeitlichen Verlauf des Bundesprogramms:
Im Verlauf des Bundesprogramms zeigte sich, dass die Fachkräfte ihr Wissen bereits vielfach ausbauen konnten – auch wenn hier immer noch mehr möglich ist. Je umfangreicher das Wissen der zusätzlichen Fachkraft in der Sprach-Kita ist, desto mehr Angebote für Familien gibt es auch an dieser. Außerdem nehmen dann die Familien auch häufiger an Standard- oder Spezialangeboten teil. Wenn die zusätzliche Fachkraft über mehr Wissen verfügt, gibt es auch mehr Austausch über die sprachliche Entwicklung der Kinder. Nach Einschätzung der Einrichtungsleitungen hat sich durch die Teilnahme am Bundesprogramm die Qualität in der Einrichtung in fast allen Bereichen verbessert. Zum Beispiel bei der Zusammenarbeit mit Familien. Wie groß diese Verbesserungen sind, zeigt etwa die folgende Zahl: 83 Prozent der Einrichtungsleitungen gaben bei der Befragung an, dass sich die Zusammenarbeit mit den Familien verbessert hat. Außerdem sind fast alle der Meinung, dass sich die Umsetzung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung in ihren Kitas verbessert hat.
Maßnahmen zur Verstetigung des Bundesprogramms:
Die Kita-Teams gaben mehrheitlich an, dass die zusätzlichen Fachkräfte durch ihre professionellen Kompetenzen die Handlungsfelder des Bundesprogramms voranbrachten und diese auch nachhaltig in der Kita verankerten, etwa im Rahmen der Einrichtungskonzeption.
Auch nach Abschluss des Bundesprogramms wollen die meisten zusätzlichen Fachkräfte (87 Prozent) und zusätzlichen Fachberatungen (72 Prozent) die Materialien des Bundesprogramms – zum Beispiel Literatur – weiter nutzen. Außerdem wollen 61 Prozent der zusätzlichen Fachkräfte und 67 Prozent der zusätzlichen Fachberatungen nach Abschluss des Bundesprogramms den Kontakt untereinander beibehalten.
Insgesamt geben diese Befunde Hinweise auf die Bedeutsamkeit der zusätzlichen Fachberatungen und zusätzlichen Fachkräfte als wichtige Impulsgebende.
Was macht Qualität in der Kita aus? In der frühkindlichen Qualitätsforschung werden normalerweise vier Dimensionen betrachtet: Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität sowie Familienbezug und Vernetzung.
Zur Strukturqualität zählt zum Beispiel die Gruppengröße in den Einrichtungen oder die berufliche Erfahrung der Fachkräfte. Die Orientierungsqualität bezieht sich auf die pädagogischen Einstellungen, Werte und Überzeugungen der Pädagoginnen und Pädagogen. Bei der Prozessqualität geht es um die Qualität der Interaktion: zwischen Kindern und Fachkräften, aber auch innerhalb der Gruppe. Außerdem gehört zur Prozessqualität die Interaktion mit dem Raum und den vorhandenen Materialien, zum Beispiel dem Spielzeug. Der Familienbezug und die Vernetzung beziehen sich auf Angebote und die Interaktion zwischen der Kita und den Familien – aber auch anderen externen Partnern.
Die Beobachtungsstudie:
Die Studie wurde in 107 Kitas in verschiedenen Regionen durchgeführt. Es wurden insbesondere Kitas mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund ausgewählt. Insgesamt wurden 241 frühpädagogische Fachkräfte beobachtet und im Nachgang über einen Kurzfragebogen befragt. Für die Studie wurde mit standardisierten Beobachtungsverfahren gearbeitet und zum Beispiel dokumentiert, welche Interaktionen das Lernen unterstützen, welche Materialien die sprachliche Entwicklung fördern oder wie zugewandt die Fachkräfte mit den Kindern umgehen. Auch die kultursensible Gestaltung der Räume und die pädagogischen Interaktionen zwischen Fachkräften und Familien wurden erfasst.
Die Ergebnisse:
In vielen Dimensionen befinden sich die Kitas auf einem vergleichbaren Qualitätsniveau wie Kitas, die bereits in vorherigen Untersuchungen in Deutschland untersucht wurden. Der Untersuchung zufolge gelingt es den Fachkräften gut, auf die Kinder einzugehen und ein positives Interaktionsklima zu schaffen. Was ebenfalls positiv auffällt: bei der sprachbezogenen Raumgestaltung sind die erzielten Werte vergleichsweise hoch. Gleiches gilt für eine Kernangelegenheit des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“: So werden die Kinder im Bereich Sprache und Kommunikation gut unterstützt und gefördert. Auch auf das Team bezogen sind die untersuchten Sprach-Kitas ebenfalls auf einem guten Weg. Die befragten Teammitglieder geben an, etwa einmal im Monat eine sprachanregende Unterstützung von der zusätzlichen Fachkraft zu erhalten, zum Beispiel Feedback und Anregungen zum sprachförderlichen Verhalten.
Wie die Qualitätsentwicklung gefördert werden kann:
Die Beobachtungsstudie beschäftigt sich auch mit der Frage, an welchen Stellen Verbesserungen möglich sind und wie sich diese erreichen lassen. So belegt sie, dass das Fachwissen der Fachkräfte einen qualitätsförderlichen Effekt hat. Langfristig sollten also weiter Anstrengungen unternommen werden, um die Professionalisierung der Fachkräfte voranzutreiben. Ganz besonders gilt das für die Qualifikation der Kita-Leitungen. So ist es wichtig, dass sie fachlich darauf vorbereitet sind, den Qualitätsentwicklungsprozess zu aktivieren und zu steuern.
Ein anderer Aspekt ist die Raumgestaltung. In der Studie wurden besonders bei der kultursensiblen Raumgestaltung Optimierungsmöglichkeiten aufgedeckt. Durch entsprechende fachliche Unterstützung könnten hier auch noch während der Laufzeit des Bundesprogramms verschiedene Verbesserungen umgesetzt werden. Denn die Fachkräfte der Beobachtungsstichprobe weisen ausgeprägte multikulturelle Überzeugungen auf. Diese bilden eine wichtige Voraussetzung für einen kultursensiblen Umgang mit Kindern und Familien mit Migrationshintergrund. Dies ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um die entsprechende Gestaltung der Räume und der Materialien noch weiter zu verbessern – hier gilt es vor allem zu reflektieren, welche Plakate, Bilder oder Kinderbücher noch besser alle Kinder ansprechen und einbeziehen.
Digitale Medien haben Einzug in die Frühe Bildung gehalten. Einerseits weil Kinder in ihrer Lebenswelt mit verschiedenen digitalen Medien in Berührung kommen und diese Erfahrungen und Eindrücke mit in die Kita tragen. Andererseits, weil digitale Medien sinnvolle pädagogische Ansätze bieten. Sprach-Kitas konnten in den Jahren 2020 bis 2022 einen Digitalisierungszuschuss beantragen, etwa für die digitale Infrastruktur in der Kita oder für Weiterbildungen und den Kompetenzaufbau in medienpädagogischer Arbeit. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie hat das Thema Digitalisierung in Kitas noch einmal mehr an Bedeutung gewonnen. Der Kontakt zwischen dem Kita-Team, den Kindern und Familien konnte schließlich zeitweise fast ausschließlich auf digitalem Weg stattfinden. Viele Kita-Teams wussten die daraus erwachsenen Möglichkeiten gewinnbringend zu nutzen – auch wenn sie häufig nur eine Zwischenlösung waren, um in Kontakt zu bleiben.
Wie sind pädagogische Fachkräfte und Einrichtungsleitungen der Sprach-Kitas zur Digitalisierung in der frühkindlichen Bildung eingestellt? Wie schätzen sie ihre eigenen Kompetenzen zu diesem Querschnittsthema ein? Die Evaluation des Bundesprogramms „Sprach-Kitas“ führte verschiedene Befragungen durch, um diese und weitere Fragen zur Digitalisierung zu beantworten.
Von Juli bis Ende September 2021 haben insgesamt 77 zusätzliche Fachberatungen an einer Online-Befragung teilgenommen. Dabei zeigte sich unter anderem, dass der Großteil der befragten Fachberatungen bereits Fort- und Weiterbildungen zum Querschnittsthema Digitalisierung besucht hatte. So hatten beispielsweise 86 Prozent der zusätzlichen Fachberatungen an Fort- und Weiterbildungen zur Nutzung digitaler Medien in der pädagogischen Arbeit mit Kindern teilgenommen.
Die meisten zusätzlichen Fachberatungen sind der Meinung, dass digitale Medien gute Kontaktmöglichkeiten zu Familien bieten. Das gilt insbesondere für Familien, für die der persönliche Kontakt in der Kita aus unterschiedlichen Gründen schwierig ist. Allerdings nur für Themen, die nicht als sensibel wahrgenommen werden. Für diese ziehen die Fachberatungen nach wie vor den direkten und persönlichen Austausch vor.
Auch die Kita-Tandems – bestehend aus Einrichtungsleitungen und zusätzlichen Fachkräften – wurden befragt. 576 Einrichtungsleitungen und 547 zusätzliche Fachkräfte nahmen an der Online-Befragung teil. Die Einrichtungsleitungen sollten zum Beispiel über die technische Ausstattung in den Sprach-Kitas berichten und darüber, wie digitale Medien in der pädagogischen Arbeit mit Kindern eingesetzt werden. Dabei zeigte sich: Die große Mehrheit der Einrichtungen hat zwar einen Internetzugang (99 Prozent), aber nur in einem Teil der Einrichtungen steht WLAN in den pädagogisch genutzten Räumen zur Verfügung (64 Prozent). In der Befragung der zusätzlichen Fachkräfte ging es unter anderem um den Einsatz digitaler Medien. Dabei wurde deutlich, dass viele Fachkräfte sowohl den pädagogischen Nutzen digitaler Medien anerkennen als auch deren Vorteile für die Teamzusammenarbeit. Für die digitale Familienzusammenarbeit erwies es sich als besonders vorteilhaft, wenn die zusätzlichen Fachkräfte damit bereits positive Erfahrungen sammeln konnten – dann wurden digitale Mittel hierfür häufiger eingesetzt. Dies gilt ebenfalls, wenn es im Kita-Team schon fundiertes Wissen über die Arbeit mit digitalen Medien gibt.
Es zeigte sich weiterhin, dass die zusätzlichen Fachkräfte häufiger medienbezogene Aktivitäten mit Kindern durchführen, wenn die Einrichtungen technisch gut ausgestattet sind. Zusätzlich spielt dabei aber auch umfangreiches Wissen über digitale Medien eine gewichtige Rolle. Das zeigt auf, wie wichtig eine erfolgreiche Wissensweitergabe der zusätzlichen Fachkräfte an das Kita-Team ist.
Praxisordner der Evaluation
Während des Untersuchungszeitraums der Evaluation wurden unter anderem Fallstudien in einzelnen „Sprach-Kitas“ durchgeführt. So konnte vor Ort beobachtet werden, wie das Bundesprogramm ganz praktisch im pädagogischen Alltag umgesetzt wird. Dabei wurden einige innovative Konzeptideen entdeckt.
Um Kitas und speziell „Sprach-Kitas“ bundesweit an diesen Praxisbeispielen teilhaben zu lassen, wurden sie in einem Praxisordner zusammengefasst. Darin finden sich in unterschiedliche Themenschwerpunkte gegliederte Handlungsempfehlungen – zum Beispiel zu Multikulturalität und Mehrsprachigkeit, zu Qualität aus Perspektive von Kindern und zur Zusammenarbeit mit Familien.