Praxisportrait: Der CJD Jugendmigrationsdienst in Celle

Vor-Ort-Besuch des BMFSFJ und BMI beim CJD Jugendmigrationsdienst in Celle

Der CJD Jugendmigrationsdienst Celle in Niedersachsen bietet seit 2006 Integrationskurse mit kursbegleitender Kinderbeaufsichtigung an. Seit März 2022 werden sechs Beaufsichtigungspersonen im Rahmen des Bundesprogramms „Integrationskurs mit Kind: Bausteine für die Zukunft“ gefördert.

Bei einem Vor-Ort-Besuch im Juni 2023 gaben Kristin Fuhrberg (Leitung des Jugendmigrationsdienstes) und Ivanka Webb-Wolkenhauer (Sozialpädagogin im Jugendmigrationsdienst) als Vertretungen des Kursträgers einen Einblick in die Umsetzung des Bundesprogramms in Celle und in die tägliche Arbeit des Trägers. Am Besuch nahmen Vertretungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sowie der Servicestelle „Integrationskurs mit Kind“ teil.

Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Gäste durch die Räumlichkeiten geführt und konnten Einblicke in die laufenden Integrationskurse sowie insbesondere die begleitende Kinderbeaufsichtigung erhalten. Im Anschluss stand eine Gesprächsrunde auf dem Programm: hier tauschten sich die Teilnehmenden über die Arbeit des Trägers und die Umsetzung des Bundesprogramms aus. An diesem Austausch nahm auch die langjährige Kinderbeaufsichtigungsperson Marina Stumpf und Nataliia Holovko, Teilnehmerin eines Frauenintegrationskurses teil.

Was leistet die integrationskursbegleitende Kinderbeaufsichtigung im CJD Jugendmigrationsdienst Celle? Wie wurde die Beantragung der Mittel des Bundesprogramms vorgenommen? Und welche Möglichkeiten schafft das Bundesprogramm für die Frauen? Es wurde auch über die Sorge gesprochen, wie es im Anschluss an die Förderung durch das Bundesprogramm „Integrationskurs mit Kind“ weitergehen und wie das Bundesprogramm weiterentwickelt werden kann.

Kursangebot und Arbeitsschwerpunkte im CJD Jugendmigrationsdienst Celle

Insgesamt bietet der CJD Jugendmigrationsdienst Celle elf spezielle Integrationskurse mit begleitender Kinderbeaufsichtigung an. Etwa 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen an fünf Frauenintegrationskursen, zwei Frauenalphabetisierungskursen und vier Jugendintegrationskursen teil. Täglich werden etwa 40 Kinder der Kursteilnehmenden verschiedener Herkunft im Alter von 1 bis 6 Jahren am Vor- und Nachmittag, aufgeteilt in zwei Gruppen, beaufsichtigt. Allein im Jahr 2022 nahmen 71 verschiedene Kinder das Angebot der integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung wahr.  Insgesamt gibt es im Jugendmigrationsdienst sechs Kinderbeaufsichtigungspersonen, die zu einem Team von insgesamt 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des JMD Celle gehören. Fünf Beaufsichtigungspersonen haben die Qualifizierung als Kindertagespflegeperson durch die Förderung des Bundesprogramms begonnen. Eine weitere hat die Qualifizierung bereits 2022 absolviert und eine Erlaubnis zur Kindertagespflege erhalten.

Neben den Sprach- und Integrationskursen bietet der CJD Jugendmigrationsdienst auch eine mobile Migrationsberatung an und setzt das Bundesprogramm „Respekt Coaches“, das Programm „Griffbereit“ und das Gesundheitsprojekt „Mit Migranten für Migranten (MiMi)“ um.

Seit über 16 Jahren führt der CJD Jugendmigrationsdienst Celle die Kinderbeaufsichtigung begleitend zu den Integrationskursen durch. Die Förderung durch das Bundesprogramm hat den Erhalt der Finanzierung, die Qualifizierung von fünf Kinderbeaufsichtigungspersonen und damit die Qualitätssteigerung der Beaufsichtigung erheblich erleichtert. Frau Fuhrberg, die Leitung des JMD Celle, sagt hierzu: „Wir haben wirklich gejubelt, als das Bundesprogramm entstanden ist, weil es der Kinderbeaufsichtigung endlich die Aufmerksamkeit schenkt, die sie gebraucht hat und es die Wichtigkeit der Frauenintegration bestärkt“. Gerade die Festanstellung der Kinderbeaufsichtigungspersonen im Bundesprogramm ermöglicht die soziale Absicherung und vermittelt Wertschätzung für diese Tätigkeit. Die Mitarbeiterinnen des Jugendmigrationsdienstes erklären, dass die Möglichkeit, die Kinder vor Ort beaufsichtigen zu lassen, für viele der Mütter der entscheidene Faktor für eine erfolgreiche Teilnahme an den Integrationskursen ist. Kursteilnehmerin Natalia Holovko erklärt, dass ihre Tochter bald zur Schule gehen wird und sie ihre Tochter dabei unterstützen möchte. „Deswegen wollte ich einen Deutschkurs finden, bei dem mein Kind betreut wird, weil sie noch nicht alleine sein kann“. Frau Holovko ist mit ihrer Tochter aufgrund des Ukraine-Kriegs 2022 nach Deutschland gekommen. Im Integrationskurs lernt sie seit Mai 2022 Deutsch. Für ihre Tochter gibt es zur Zeit noch keinen regulären Kita-Platz, deswegen wird sie von den qualifizierten Beaufsichtigungspersonen im selben Gebäude beaufsichtigt.

Erfolgsrezept Kinderbeaufsichtigung

Der CJD Jugendmigrationsdienst Celle besteht aus einem multikulturellen Team – so sind auch die Kinderbeaufsichtigungspersonen verschiedener Herkunft. „Die Vielsprachigkeit schafft mehr Vertrauen in das Beaufsichtigungsangebot und erleichtert den Müttern, ihre Kinder bei uns zu lassen“, erklärt Kinderbeaufsichtigungsperson Marina Stumpf. Die Sorge vor Kommunikationsschwierigkeiten oder Missverständnissen könne dadurch beseitigt werden. Die Kinderbeaufsichtigung ist für viele Kinder und Mütter der erste Kontakt zu Angeboten außerhalb der Familie und ist geeignet Schwellenängste abzubauen und bestimmte Tagesstrukturen, gemeinsame Beschäftigung und Rituale wie gesundes Frühstück, Freispiel, Bildungs-, Bastelangebote und Lieder zu vermitteln. Das erleichtert den späteren Übergang zum Beispiel in den Kindergarten. „Viele Mütter erleben durch unser Angebot zum ersten Mal in ihrem Leben die Möglichkeit etwas für sich zu tun, für sich zu lernen und eigenständig zu sein“, so Frau Marina Stumpf. Außerdem schaffen die Frauenintegrationskurse eine Gemeinschaft, in der sich Frauen und insbesondere Mütter gegenseitig unterstützen und austauschen.

Dass das Angebot der Kinderbeaufsichtigung im gleichen Haus stattfindet, erlaubt den Müttern bei Bedarf sofort bei den Kindern zu sein, etwa zum Stillen. Auch die Anpassung des Kurs- und Beaufsichtigungsangebots an die Bedarfe der Mütter und die Ferienzeiten stellt eine Besonderheit dar. Beim Besuch des Frauenintegrationskurses ist die Rückmeldung der Kursteilnehmerinnen eindeutig: „Weil mein Kind hier in der Beaufsichtigung ist, kann ich in Ruhe Deutsch lernen“.

 

Finanzielle Unterstützung durch die Stadt

Da das Angebot der Kinderbeaufsichtung nicht komplett über die Mittel aus dem Bundesprogramm „Integrationskurs mit Kind“ gedeckt werden kann, haben die Stadt und der Landkreis Celle die Restfinanzierung der Angebote für die Jahre 2022 und 2023 übernommen. Frau Fuhrberg und Frau Webb-Wolkenhauer erklären, dass die Stadt und der Landkreis Celle den Vorteil der integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung erkannt haben, weil es die Kinder auf die Regelbetreuung vorbereitet. Außerdem wird Frauen sprachliche Förderung, Teilhabe und damit Integration – in einem nächsten Schritt auch in den Arbeitsmarkt – ermöglicht.

Die engen und guten Kooperationen mit dem Jugendamt des Landkreises Celle sowie mit dem Jobcenter Celle, aber auch der Kontakt zu Kitas, sind für die Umsetzung des Bundesprogramms zusätzlich hilfreich und zielführend. Die Größe und die Strukturen des Trägers tragen dazu bei, dass bestehende Vernetzungen genutzt werden können und beispielsweise auch der im Bundesprogramm anfallende Verwaltungsaufwand gut zu bewältigen ist.

Der CJD Jugendmigrationsdienst Celle ist damit ein gutes Beispiel für eine gelungene Umsetzung des Bundesprogramms durch viel Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Trägers sowie hilfreiche Kooperationen und Netzwerke.

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