Fachkräfte berichten aus ihrem Alltag als Elternbegleiterin und Elternbegleiter
Annähernd 14.000 Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter sind bundesweit in Kitas, Familienzentren, Familienbildungsstätten, Mehrgenerationenhäuser und weiteren Einrichtungen der Familienbildung aktiv. Sie wirken als wichtiges Bindeglied zwischen Familien und der Kita und beraten zu Bildungsverläufen und Bildungsübergängen sowie zu kindlichen Bildungs- und Entwicklungsprozessen. Das ESF-Bundesprogramm „Elternchance II – Familien früh für Bildung gewinnen“ fördert die Qualifizierung von Fachkräften zu Elternbegleiterinnen und Elternbegleitern. Damit leistet das Programm einen Beitrag zum Wohlergehen der Familien sowie zu mehr Chancengleichheit und verringert das Armutsrisiko und soziale Exklusion.
Bereits seit 10 Jahren gibt es die Qualifizierung zur Elternbegleiterin und zum Elternbegleiter. Das Jubiläum wurde im Juni 2021 auf dem 4. Bundeskongress Elternbegleitung gefeiert. Die Veranstaltung fand mit 1.400 Teilnehmenden coronabedingt digital statt. Im Chartbook „Bilanz und Perspektiven aus 10 Jahren Elternbegleitung“ sind die Entwicklung der Qualifizierung, die wichtigsten Meilensteine, Fakten, Zahlen und die Erfolge übersichtlich zusammengefasst.
Drei Fachkräfte berichten aus ihrem Alltag als Elternbegleiterin und Elternbegleiter.

Franziska Hoffmann-Fischer, Sozialpädagogin und Elternbegleiterin in Berlin:
„Elternbegleitung bedeutet für mich, Ansprechpartnerin zu sein. Ich biete den Familien einen Raum, um Themen anzusprechen – in einem vertrauensvollen und geschützten Rahmen. Ich habe den Kontakt zu ihnen und greife ihre Sorgen und Fragen auf. Daraus strickt sich dann das weitere Vorgehen. Manchmal reicht es schon, einfach zuzuhören. Manchmal brauchen die Familien noch weitere Informationen und Angebote. Mein Ziel ist es, gleiche Chancen zu schaffen. Und von Chancengleichheit kann man nur sprechen, wenn Information stattfindet. Die Familien schätzen, dass ich unkompliziert weiterhelfe – entweder im eigenen Haus oder im Netzwerk.“

Conny Färber, Erzieherin und Elternbegleiterin in Bochum:
„Die Familien werden gestärkt – ganz egal, ob sie einen Migrationshintergrund haben oder aus sozial schwachen Verhältnissen stammen. Das beginnt bei den Finanzen: Ich helfe bei Anträgen und versuche darüber hinaus diskret herauszuhören, ob es z.B. Bedarfe aus dem „Bildung und Teilhabe-Paket“ gibt. Doch das ist nur die eine Seite. Mindestens genauso wichtig ist es, ihnen durch Angebote, Information und Gespräche Sicherheit zu geben. So gewinnen die Eltern Selbstvertrauen und dies verändert die Grundstimmung in den Familien. Mütter und Väter wissen um die Bedeutung guter Bildung und können ihre Kinder auf ihrem Bildungsweg besser begleiten und unterstützen (...). Zusammengefasst: Elternbegleitung trägt dazu bei, allen gleiche Chancen zu geben – egal, wo sie herkommen.“

Kevin Matiszent, Erzieher und Elternbegleiter in Teltow:
„Viele unserer Eltern kennen das Konzept der Kinderbetreuung, wie wir es in Deutschland haben, gar nicht. Themen wie der ‚kindliche Entwicklungsstand‘ oder ‚Kita und Hort als Bildungseinrichtungen‘ sind ihnen noch nie begegnet. Dadurch, dass wir die Eltern enger beraten und als Erziehungspartnerinnen und -partner gewinnen können, schärfen wir ihr Bewusstsein für gute Bildung und eröffnen so den Kindern größere Möglichkeiten auf ihrem jeweiligen Bildungsweg. Und das ist schließlich der Grundstein für die Chancen, die ein Kind nutzen kann.“
Stichwort Vernetzung
Um den Familien individuelle Unterstützung anbieten zu können, spielt die Vernetzung mit anderen Institutionen in der Kommune eine entscheidende Rolle. Wenn Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter nachhaltig verankert sind, können sie auf die Bedarfe der Familien passgenau reagieren und zum Beispiel ihre Kontakte zu Familienzentren, Grundschulen oder Einrichtungen der Geflüchtetenhilfe nutzen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kinder- und Jugendhilfe, die sich hier angesprochen fühlen, können gern Kontakt zu Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter in ihrer Nähe aufnehmen und ihre Kräfte und Kompetenzen bündeln – zum Wohl der Familien und nicht zuletzt auch zum Wohl der Kommunen.
Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter im Interview
In der Interviewreihe „Perspektiven der Elternbegleitung“ geben Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Sie berichten unter anderem, warum sie in diesem Beruf arbeiten, von besonderen Momenten sowie von Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Familien. Zudem nennen sie Themen, die in der Elternbegleitung wichtig sind: wie Digitalisierung oder Vernetzung im Sozialraum. Interviewt wurden neben den Elternbegleiterinnen und Elternbegleitern auch Dozentinnen und Dozenten der Qualifizierung zur Elternbegleitung, Trägervertreterinnen und Trägervertreter sowie kommunale Akteurinnen und Akteure.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf der Website „Elternchance II – Familien früh für Bildung gewinnen“. Ob Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter auch in Ihrer Nähe tätig sind, können Sie der Standortkarte entnehmen.