Übergänge gestalten – von der Familie in die Kita

Seit über zehn Jahren arbeitet Janice Ballhausen als Leiterin der Kita am Brittendorfer Weg in Berlin-Zehlendorf. In der Kita ist alles auf die Jüngsten im Alter bis drei Jahren ausgerichtet – das Mobiliar, die Gestaltung der Räume, die Spielmaterialien und das pädagogische Konzept. Dem Team ist es wichtig, Kinder und Eltern zu beteiligen. Ein wesentlicher Baustein ist dabei die Beziehungsarbeit mit den Familien. Diese beginnt bereits, bevor die Kinder überhaupt in die Kita gehen. Im Interview erzählt Janice Ballhausen davon, wie das Kita-Team für die Kinder und ihre Familien einen Übergang in die Kita schafft.

Der Erstkontakt – ein sicheres Gefühl vermitteln

Der Kontakt zu den Familien startet in der Regel mit einem Telefonat. Die Eltern werden über die Kita informiert und es wird besprochen, ob das Konzept der Kita grundsätzlich zu den Familien passt. Die Kita am Brittendorfer Weg nimmt Kinder ganzjährig auf. Dabei wird der Kitastart individuell und auf die Bedürfnisse der Kinder und Familien ausgelegt.

Können sich die Familien vorstellen, ihr Kind in der Kita anzumelden, bekommen sie einen Rundgang sowohl durch die Räumlichkeiten als auch über das große Außengelände. Hierbei werden weitere Fragen wie, „Warum sind die Räume so gestaltet? Wie ist der Tagesablauf? Wie funktioniert die gruppenübergreifende Arbeit?“ oder „Welche Bewegungsangebote gibt es?“ geklärt.

„In den Gesprächen mit den Eltern stellt sich dann häufig eine Art Erleichterung ein. Die Kinder müssen keine Voraussetzungen erfüllen, um bei uns aufgenommen zu werden. Sie müssen nicht alleine essen können oder zu bestimmten Zeiten schlafen. Wir holen die Kinder mit ihrem Entwicklungsstand aus den Familien ab, orientieren uns an ihren Bedürfnissen und begleiten sie weiter.“

Janice Ballhausen, Kita am Brittendorfer Weg

Bevor die neuen Kinder in der Kita starten, bieten die Fachkräfte der Kita am Brittendorfer Weg den „zukünftigen Familien“ auch schon eine Spielwoche an: Während der Kita-Schließzeiten können sie sich im großen Atrium der Kita treffen, sich miteinander austauschen, Fragen an Fachkräfte stellen und so mit der Einrichtung vertraut werden. Das stärkt die Bezugsgruppenidentität unter den Familien und gibt den Eltern viel Sicherheit. Das überträgt sich wiederum auf die Kinder. Zudem bieten die Fachkräfte den Eltern ein Erstgespräch an. Dabei geht es darum, bereits vorab mehr über den Entwicklungsstand und die Bedürfnisse der Kinder zu erfahren.

Die Eingewöhnungsphase – sanfte Übergänge schaffen

Für die Eingewöhnung orientieren sich die Fachkräfte an der Richtlinie des Berliner Eingewöhnungsmodells – konkret wird das natürlich von den Fachkräften und Eltern umgesetzt und ausgestaltet. Das Kind wird von der Bezugserzieherin oder dem Bezugserzieher in der Eingewöhnung intensiv begleitet und hat beispielsweise folgende zentrale Frage im Blick: Wie lässt sich das Kind auf die Situation in der Kita ein? Gemeinsam mit den Eltern wird dann entschieden, wie das Kind noch besser in der Kita ankommt und wie es dabei von allen unterstützt werden kann.

„Die Fachkräfte bieten den Kindern an, eine Beziehung aufzubauen. Bei manchen Kindern geht das schneller, bei anderen dauert es länger – das ist völlig normal. Die Kinder geben bei uns das Tempo vor! Wenn das Kind zum Beispiel gewöhnt ist, in einem Kinderwagen einzuschlafen, können wir diesen anfangs in den Schlafraum stellen. So hat das Kind seine gewohnte Umgebung. Wenn es dann sieht, dass die anderen Kinder in ihren Nestchen schlafen und mit der Situation vertrauter ist, können wir langsam auf den Kinderwagen verzichten.“

Janice Ballhausen, Kita am Brittendorfer Weg

In der Kita gibt es außerdem ein gesondertes Familienzimmer. In diesem können sich die Eltern während der Eingewöhnung aufhalten, dabei etwas lesen, essen, trinken, am Laptop arbeiten oder sich mit anderen Eltern austauschen, die ebenfalls in der Eingewöhnungsphase sind.

Beziehungsarbeit – Familien einbinden

Von den Eltern bekommt das Kita-Team viele positive Rückmeldungen zum Übergang und zur Eingewöhnungsphase. Das ist den Fachkräften sehr wichtig, denn auch die Eltern sollen mit ihren Sorgen und vielleicht sogar Ängsten gut in der Kita ankommen und sich wohlfühlen. Die Fachkräfte legen großen Wert darauf, die Familien einzubinden. Sie sollen sich der Kita zugehörig fühlen und auch untereinander gut vernetzt sein, denn sie sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Kita-Gemeinschaft.

„Uns ist ganz wichtig zu betonen, dass wir die Eltern nicht ersetzen können. Die Eltern haben zu ihren Kindern eine Bindung - wir bieten den Kindern und ihren Familien eine Beziehung an. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer Erziehungsgemeinschaft, weil wir zusammen sicherstellen, dass es dem Kind gut geht.“

Janice Ballhausen, Kita am Brittendorfer Weg

Nach der Eingewöhnung folgt ein Reflexionsgespräch mit den Eltern: Wie ist die Eingewöhnung abgelaufen? Woran stellen wir fest, dass die Eingewöhnung beendet ist? Welche Fragen sind unbeantwortet geblieben? Außerdem finden täglich Tür-und-Angel-Gespräche mit den Eltern statt, sowohl vor- als auch nachmittags. Da die meisten Kinder noch nicht sprechen können, ist der regelmäßige Austausch mit den Eltern besonders wichtig. Denn sie sind die Expertinnen und Experten ihrer Kinder.