Beteiligung beginnt bei den Jüngsten
Janice Ballhausen ist seit 10 Jahren Leiterin der Kita am Brittendorfer Weg und Multiplikatorin für interne Evaluation. In der Kita werden 85 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren betreut. Jedes Kind hat in seiner Gruppe eine feste Bezugserzieherin oder einen festen Bezugserzieher. Die pädagogische Arbeit erfolgt jedoch auch gruppenübergreifend, sodass die Kinder der Kita miteinander vertraut sind.
Beteiligungsrechte in einer Kinderverfassung niederschreiben
Dem Kita-Team ist wichtig, den Kindern ein Vorbild zu sein, auch durch demokratische Beteiligung. Die Kinder nehmen wahr, wie die Erzieherinnen und Erzieher miteinander umgehen: Wie sprechen sie? Wie verhalten sie sich? Wie stimmen sie sich ab? Die Jüngsten ahmen viele Verhaltensweisen von Erwachsenen nach, weshalb sich ein demokratischer Umgang des Kita-Teams auch auf die Kinder auswirkt.
Die Fachkräfte in der Kita am Brittendorfer Weg möchten den Kindern die Mitbestimmungsrechte einräumen, die sie auch selbst haben. Deshalb gibt es in der Kita nun eine Kinderverfassung, die auch in der Konzeption der Einrichtung verankert ist.
„Die Verfassung ist durch die Beobachtungen und Äußerungen der Kinder entstanden. In einer Gesprächsrunde mit den Eltern haben wir uns über Partizipation ausgetauscht. Im Team führte die Ausarbeitung der Kinderverfassung dann auch zu Diskussionen. Jede Fachkraft hat ihr eigenes Verständnis von Beteiligung und natürlich gibt es auch Grenzen. Wenn es draußen kalt ist, müssen die Kinder mit Jacke rausgehen – die Gesundheit geht immer vor. Um sie trotzdem zu beteiligen, können sie schon zu Hause entscheiden, ob sie die rote oder blaue Jacke anziehen möchten. Wir haben für diese Fälle genaue Vorgehensweisen festgelegt und in unserer Verfassung niedergeschrieben.“
Janice Ballhausen, Kita am Brittendorfer Weg
Für Kinder ein partizipatives Umfeld schaffen
Die Kita verfügt über ein großes, weitläufiges Außengelände. Die Fachkräfte gehen mit den Kindern häufig nach Draußen. Dort können sich die Kinder spielerisch ausprobieren und die Natur entdecken. Die gesamte Kita ist auf die Kleinsten und ihre Bedürfnisse ausgerichtet: von Spielgeräten über Fahrzeuge, Betten, Türen sowie Tische, Hocker oder Stühle, die an ihre Körpergrößen und Entwicklung angepasst sind.
Janice Ballhausen und ihrem Team ist es ein großes Anliegen, die Kinder insbesondere bei den Dingen zu beteiligen, die sie direkt betreffen. Ihnen soll vermittelt werden, dass sie gesehen und gehört werden und das Recht haben, sich ihrem Entwicklungsstand entsprechend zu äußern. Da viele Kinder in der Krippe noch nicht sprechen können, müssen die Fachkräfte besonders sensibel für die Signale der Kinder sein.
„Es gibt viele, elementare Dinge im Kita-Alltag, bei denen wir schon die Jüngsten beteiligen können. So sollen sie dann essen, wenn sie hungrig sind und schlafen, wenn sie müde sind. Kinder dürfen sich aussuchen, wo sie schlafen möchten und sich wohl fühlen. In jedem Zimmer gibt es einen Ruhebereich und eine kleine Höhle, wo sie sich jederzeit auch selbstständig hinlegen und ausruhen können. Die Fachkräfte schauen in Situationen, die Nähe und Vertrauen erfordern, zum Beispiel beim Wickeln und Trösten, mit welcher Erzieherin das Kind die jeweilige Situation erleben möchte. Wichtig ist, ein Angebot zu machen. Zum Beispiel indem die Fachkraft zum Trösten die Arme ausstreckt, dann aber erst einmal die Reaktion des Kindes abwartet.“
Janice Ballhausen, Kita am Brittendorfer Weg
Auch die Raumgestaltung und die Aktivitäten werden an die Wünsche der Kinder angepasst: wo und wie wollen sie sich bewegen? Was möchten sie spielen? Um das herauszufinden, haben die Fachkräfte ein Abstimmungsverfahren entwickelt. Von den Räumen und Spiel- sowie Bewegungsgeräten wurden Fotos erstellt. Die etwas älteren Kinder erhalten eine bestimmte Anzahl an Bausteinen und können mit diesen über ihre Raum- und Spielwahl abstimmen, indem sie die Bausteine auf die jeweils vorbereiteten Fotos legen.
Familien miteinbeziehen
Zum Thema „Beteiligung von Kindern“ initiierte die Kita auch Gesprächsrunden mit den Eltern. Der Austausch mit den Familien spielt eine wichtige Rolle. So findet beispielsweise wöchentlich ein Elterncafé statt, in dem sich die Familien untereinander kennenlernen und austauschen können. Die Bürotür von Janice Ballhausen steht immer offen. Wenn es Beschwerden oder andere Themen gibt, können Eltern jederzeit das Gespräch mit ihr suchen. Janice Ballhausen ist wichtig, dass die Bedürfnisse der Familien ernst genommen werden, vor allem Sorgen und Spannungen sollen sofort bearbeitet und besprochen werden und dürfen nicht warten.