Umgang mit verschiedenen Religionen in Kitas

Ramadan, Ostern, Lichterfest – was ist das eigentlich? Kinder kommen mit vielfältigen religiösen Fragen und Vorstellungen in die Kita. Sie erleben, dass unterschiedliche Feste, Rituale und Glaubensrichtungen in den Familien existieren. Sie gehören verschiedenen Religionen an. So ist jede Kita ein Ort gelebter Vielfalt und eines interkulturellen und -religiösen Miteinanders. Zudem befinden sich viele Kindertagesstätten in der Trägerschaft von Kirchen und Religionsgemeinschaften. Die kindgerechte und pädagogische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Religionen in den Kitas schafft Toleranz. Dabei fördern die Freundschaften und Beziehungen in einer Kita den respektvollen und wertschätzenden Umgang mit verschiedenen Religionen und ihren Ritualen.

Jedes Kind hat ein Recht auf den eigenen Glauben

Kinder, wie auch Erwachsene, haben die Freiheit, ihre Religion frei zu wählen und auszuüben. In Artikel 14 und 29 der UN-Kinderrechtskonvention wird das Recht des Kindes auf Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit festgelegt und konkretisiert: „Die Vertragsstaaten achten das Recht des Kindes auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.“

Der „Gemeinsame Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen“ stellt eine Verständigung der Länder über die Grundsätze und Ziele der Bildungsarbeit der Kindertageseinrichtungen dar. Mit diesem Beschluss einigte sich die Kultusministerkonferenz 2004 darauf, dass die religiöse Bildung von Kindern gefördert und religiöse Fragen mit dem Ziel einer Werteerziehung berücksichtigt werden soll. Die Länder füllen diesen Rahmen mit ihren eigenen Bildungsplänen weiter aus.

Multireligiosität in Kitas – wie können Fachkräfte damit respektvoll umgehen?

Kinder haben viele Fragen, die den Sinn und die Suche nach Orientierung im Alltag betreffen. Dabei geht es zum Beispiel um verschiedene Rituale, um Tod oder Krankheit, Moral und die eigene Identität.   Auf viele Fragen davon bieten Religionen (verschiedene) Antworten.

Die gelebte Multireligiosität kann deshalb einige Herausforderungen für die pädagogischen Fachkräfte mit sich bringen. Damit sie den religiösen Fragen und Vorstellungen respektvoll begegnen können, brauchen sie ein Grundwissen über die verschiedenen Religionen. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich in Fort- oder Weiterbildungen mit religiöser Bildung und Erziehung auseinanderzusetzen. Religiöse Bildung und Erziehung ist somit kein Sonderbereich kindlicher Bildung, sondern alltagsintegriert in der frühkindlichen Bildung verankert. Dabei gibt es verschiedene pädagogische Ansätze und Konzepte, die sich jede Kita in ihrem Konzept selbst aussuchen und ausgestalten kann.

Wenn die Multireligiosität in den Kitas gelebt wird, kann dies eine Bereicherung für die Kinder, ihre Familien und die pädagogischen Fachkräfte sein. Denn durch die gelebte Vielfalt im Alltag können die Kinder in gegenseitiger Wertschätzung und Achtung aufwachsen. Kinder können dadurch sowohl etwas über ihre eigene Religion als auch über andere lernen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Kinder in ihrer eigenen Religion zu stärken oder beim Entdecken anderer Religionen zu ermutigen, sind wichtige Bausteine religiöser Erziehung und Bildung. Die Zusammenarbeit und Einbindung der Eltern können hier wertvoll und bereichernd sein.

Beispiel 1: Mahlzeiten in der Kita kultur- und religionssensitiv gestalten

Was wir essen, welche Hilfsmittel wir dabei verwenden und wie Essenssituationen gestaltet sind, spiegelt kulturelle Überzeugungen, Herkunft, religiöse Regeln und die in der Familie gelebte Esskultur wider. Wie werden zum Beispiel die Hände zum Beten gehalten? Oder warum wird mit Händen, Besteck oder Stäbchen gegessen? Weshalb essen Kinder bestimmte Lebensmittel nicht? Die Essensrituale sind in vielen Familien unterschiedlich. Damit sich alle Kinder in der Kindertagesbetreuung wohlfühlen und gut versorgt werden können, müssen diese Esskulturen bekannt sein und respektiert werden. Dabei ist es nicht nur hilfreich, wenn sich die Fachkräfte und Eltern dazu austauschen und gemeinsame Regeln und Verabredungen finden, sondern diese auch mit den Kindern thematisiert und besprochen werden.

Beispiel 2: Feste als Anlass, sich mit Religion zu beschäftigen

Ostern, Weihnachten, Purim oder Opferfest – Feste sind immer ein schöner Anlass, mit den Kindern Religionen zu erleben. Dabei können Geschichten zu den Festen vorgelesen werden, religiöse Einrichtungen besucht werden oder geeignete Spiele gespielt werden. Wenn Kinder der Religion angehören, können diese auch von den Bräuchen erzählen oder die Eltern eingeladen werden, traditionelles Essen und Geschichten mit in die Kita zu bringen.

 

Weitere Informationen

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Interkultureller Kalender 2023

Online-Portal Frühe Chancen: Integration und Inklusion

Kultusministerkonferenz: Gemeinsamer Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen

WissenKompakt: Wie können Mahlzeiten in der Kindertagesbetreuung kultursensitiv gestaltet werden?