Programmbegleitende Evaluation

Die programmbegleitende Evaluation zum Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher: Nachwuchs gewinnen, Profis binden“ untersuchte die Effekte des Bundesprogramms auf die Gewinnung und Bindung von Kita-Fachkräften sowie auf die Qualität der Ausbildungspraxis. Durchgeführt wurde sie vom Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Dörte Weltzien und Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff.

Die methodische Herangehensweise war ein mehrperspektivischer Ansatz, der qualitative und quantitative Erhebungs- und Auswertungsmethoden kombinierte. Die Erhebung und Auswertung fand während der Laufzeit (2019-2022) des Bundesprogramms statt, um erste Ergebnisse sowie Prozess- und Steuerungswissen zu generieren und eine Bewertung des Programms im Hinblick auf dessen Wirksamkeit vorzunehmen. Die Identifikation von Beispielen guter Praxis und Gelingensbedingungen waren weitere Ziele des Evaluationsteams, um Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Pro Programmbereich gab es insgesamt zwei Erhebungszeitpunkte. Bei der Analyse der Maßnahmen in den Programmbereichen wurden dabei auch externe Faktoren in den Blick genommen wie z. B. spezifische Rahmenbedingungen in den Bundesländern oder Trägerstrukturen.

Das Evaluationsteam setzte sich mit den Fachschülerinnen und Fachschülern, mit den geförderten Fachkräften und mit den Trägern im Bundesprogramm in Verbindung, um die konkrete Umsetzungspraxis in den drei Programmbereichen und deren Wirksamkeit zu untersuchen. Die Ergebnisse wurden prozessbegleitend und zielgruppenspezifisch aufbereitet und der Fachpraxis zur Verfügung gestellt. Das Evaluationsteam erstellte einen Zwischenbericht, einen  Abschlussbericht sowie eine Kurzfassung zum Abschlussbericht. Zudem wurden Expertisen und Evaluationsberichte (Teilberichte) zu ausgewählten Fördermodulen erarbeitet.

Publikationen

Im Dezember 2020 veröffentlichte das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung den Zwischenbericht zur Evaluation des Bundesprogramms. Dieser stellt die Fragestellungen sowie das Design der Evaluation vor und gibt einen ersten Einblick in die Ergebnisse der Erhebungen.

Die quantitativen Ergebnisse zeigen über alle befragten Gruppen und Programmbereiche hinweg eine sehr hohe Zufriedenheit mit dem Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive“.

Leitungskräfte, Auszubildende, Praxisanleitungen sowie Fachschullehrkräfte bewerteten u.a. auf einer Skala von 1 (gar nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden) die Zufriedenheit mit den Arbeits- und Lernbedingungen der Auszubildenen. Fachschullehrkräfte schätzen die Zufriedenheit der Auszubildenden mit deren Arbeits- und Lernbedingungen etwas höher ein (4,16) als Praxisanleitungen (3,78) und Leitungskräfte (3,80). Die kleinen, aber signifikanten Unterschiede könnten dadurch erklärt werden, dass die Fachschullehrkräfte weniger stark an der täglichen Praxis der Auszubildenen beteiligt sind. Die Auszubildenen selber liegen mit ihrer Zufriedenheit (3,94) zwischen den anderen befragten Gruppen.

Auch in den Bereichen Anleitungsqualität und Fähigkeiten der Praxisanleitung, Kompetenzen der Praxisanleitung in den pädagogischen Handlungsfeldern und Fähigkeiten der Auszubildenden bezüglich der Umsetzung der Anleitung zeigen sich positive Bewertungen.

Im weiteren Verlauf der Erhebungen werden noch Interviews geführt und statistische Analysen für weitere Programmbereiche durchgeführt.

Im April 2022 veröffentlichte das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung den Abschlussbericht zur Evaluation des Bundesprogramms sowie die dazugehörige Kurzfassung. Der Abschlussbericht stellt die Evaluationsergebnisse der verschiedenen Programmbereiche der „Fachkräfteoffensive“ vor. Aus diesen leitete das Evaluationsteam Handlungsempfehlungen ab.

Mit dem Programmbereich 1 „praxisintegrierte vergütete Ausbildung“ soll pädagogischen Fachkräften der Berufseinstieg erleichtert werden. Die Evaluationsergebnisse zeigen: Durch das Ausbildungsformat werden neue Bewerberinnen und Bewerber für das Arbeitsfeld gewonnen. Der Abschlussbericht nennt Gelingensbedingungen: unter anderem sollte die Ausbildung trägerseits gut vorbereitet und in ein Gesamtkonzept der Personalentwicklung eingebettet werden. Zudem sollte eine gute Verknüpfung zwischen den Lernorten Schule und Praxis erfolgen. Um Ausbildungsabbrüche zu verhindern, sollten Ausbildungspläne abgestimmt und regelmäßige Kontakte zwischen den Lernorten vereinbart werden. Letztendlich ist für das Gelingen der Ausbildung das gesamte Team verantwortlich. Feste Zuständigkeiten in der Praxisanleitung sowie die leitungs- und teamseitige Unterstützung beeinflussen die Gesamtbewertung des Ausbildungsformats.

Der Programmbereich 2 wurde entwickelt, um die Qualität der Ausbildungspraxis durch professionelle „Praxisanleitung“ zu sichern. Am Bundesprogramm teilnehmende Praxisanleitungen erhielten Qualifizierungsmaßnahmen und/ oder Freistellungen. Das Fördermodul schloss eine Lücke in den bisherigen Anleitungsstrukturen vieler Einrichtungen. Durch die Anleitungsqualifizierung und/ oder Freistellung wurde nicht nur eine positive Wirkung auf die Ausbildungsqualität, sondern auch eine Wertschätzung der Praxisanleitungen erreicht. Die Evaluation zeigt: die Praxisanleitungen übernehmen ein hohes Maß an Verantwortung am Lernort Praxis, als Vorbild für die Auszubildenden und bei der Kooperation mit der Fachschule. Sie nehmen eine zentrale Rolle für das Gelingen der praxisintegrierten Ausbildung ein. Mit der integrierten Lernplattform „Praxisanleitung digital“ (PA digital) bietet das Bundesprogramm interessierten pädagogischen Fachkräften sowie Kita-Leitungen darüber hinaus ein abwechslungsreiches, digitales Schulungsangebot.

Mit dem Programmbereich 3 „Perspektive mit Aufstiegsbonus“ soll durch den Erwerb von Zusatzqualifikationen die Bindung von Fachkräften erhöht werden. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass der Aufstiegsbonus grundsätzlich eine neue Möglichkeit zur Fachkräftebindung darstellt. Die Arbeitszufriedenheit der Bonusfachkräfte stieg an. Die befragten Fachkräfte berichteten, dass sie durch den Bonus einen Zuwachs an Anerkennung und Motivation erhielten. Auch für die Gewinnung von qualifiziertem Personal wurde der Aufstiegsbonus von Leitungen als hilfreich bewertet. Die oftmals schwierige Suche nach Spezialistinnen und Spezialisten mit besonderen Aufgaben wird durch den Bonus erleichtert.

Die „Expertise zur praxisintegrierten Ausbildung – Überblick, Perspektiven und Gelingensbedingungen“ baut auf bisherigen Ergebnissen der Evaluation des Bundesprogramms „Fachkräfteoffensive“ auf. Das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung stellt in der Expertise die Strukturmerkmale sowie Gelingens- und Hemmfaktoren der praxisintergierten Ausbildung (PiA) vor. Zudem formuliert das ZfKJ Handlungsempfehlungen für die an der PiA beteiligten Akteurinnen und Akteure in Fachschule, Praxis und auf Trägerebene.

Die Ergebnisse der Expertise zeigen, dass die befragten Akteurinnen und Akteure im Programm insgesamt sehr zufrieden mit den Arbeits- und Lernbedingungen sind. Die Auszubildenden nehmen vor allem den Aspekt der Vergütung als sehr positiv wahr. Verbesserungsbedarf zeigt sich häufig in der Abstimmung zwischen den Ausbildungsorten Schule und Praxis. Um das Ausbildungsmodell PiA für zukünftige Fachkräfte attraktiv zu gestalten, ist es erforderlich, dass alle beteiligten Akteurinnen und Akteure miteinander kooperieren. Die Expertise benennt weitere Aspekte, die zum Gelingen der praxisintegrierten Ausbildung beitragen – beispielsweise ein passgenaues Bewerbungsverfahren, ein gesundes Arbeitsklima und die gegenseitige Wertschätzung der Fachkräfte in Kita-Teams.

In der „Expertise zum Aufstiegsbonus für Fachkräfte" werden Zwischenergebnisse der laufenden Evaluation über Entscheidungsgründe, Erfahrungen und Bewertungen aus Sicht der Trägervertreterinnen und Trägervertreter, Leitungskräfte und Bonusfachkräfte vorgestellt.

Insgesamt wird der Aufstiegsbonus auf den verschiedenen Ebenen überwiegend positiv bewertet. Der Bonus wird als eine Form der Anerkennung von erworbenen Kompetenzen und der Übernahme besonderer Verantwortung für die Einrichtung angesehen. Nicht nur im Hinblick auf die Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte über die PiA-Ausbildung, sondern auch für die Gewinnung qualifizierten Personals von außen oder aus dem eigenen Team heraus, wird der Aufstiegsbonus als hilfreich bewertet. Bei den insgesamt positiven Bewertungen wurden von den beteiligten Akteurinnen und Akteuren allerdings auch grundlegende Fragen aufgeworfen, die in der Expertise aufgegriffen werden. So werden Entscheidungskriterien für die Bonusvergabe, die Frage, ob bzw. wie lange ein Bonus zur Fachkräftebindung beitragen kann und wie der Bonus als ein geeignetes Anreizsystem (weiter-)entwickelt werden kann, beleuchtet.

Das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg hat innerhalb der Evaluation des Bundesprogramms „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher“ den Teilbericht zum Fördermodul „Kita-Helferinnen und Kita-Helfer zur Entlastung des pädagogischen Personals“ vorgelegt. Dieser untersucht die Effekte, Gelingensbedingungen und Herausforderungen bei der Umsetzung des Fördermoduls. Der Bericht zeigt die beruflichen Hintergründe und beruflichen Perspektiven der Kita-Helferinnen und Kita-Helfer auf. Wie bewerten die beteiligten Akteurinnen und Akteure selbst das Modul und wie können Kita-Helferinnen und Kita-Helfer bestmöglich in das Arbeitsfeld „Kita“ integriert werden? Auch diese Fragen wurden im Bericht beleuchtet. 

Die Evaluation zeigt eine insgesamt sehr hohe Zufriedenheit der Kita-Helferinnen und -helfer selbst, sowie der Fachkräfte in den Einrichtungen. Es besteht bei vielen Befragten der Wunsch, weiterhin durch Kita-Helferinnen und Kita-Helfer entlastet zu werden: 96 Prozent der befragten Trägervertretenden waren der Ansicht, dass das Fördermodul die Arbeitszufriedenheit in den Teams erhöht habe.

Das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg hat innerhalb der Evaluation des Bundesprogramms „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher“ den Teilbericht zum erweiterten Fördermodul „Konsultationskräfte zum Wissenstransfer“ vorgelegt. Das erweiterte Fördermodul wurde entwickelt, um den Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch zwischen den Kitas zu fördern. Der Bericht untersucht Fragen, wie zum Beispiel: Welche Gelingens- und Hemmfaktoren zeigen sich im Wissenstransfer? Wie wurde die Umsetzung des Fördermoduls in der Praxis gestaltet? Wie bewerten die Konsultationskräfte selbst das Fördermodul?

Fachkräfte, die zuvor überwiegend pädagogisch mit Kindern arbeiteten, konnten durch die Förderung ihre Kompetenzen erweitern – vor allem in der didaktischen Vermittlung von aktuell fachlichen Themen. Die Konsultationskräfte kommunizierten mit den Fachkräften über eine Online-Plattform. Dies wurde von den Konsultationskräften als herausfordernd beschrieben, da die Fachkräfte unterschiedliche Voraussetzungen mitbrachten. Die Vernetzung und der Zugewinn an Kompetenzen im Bereich der Medien wurden hingegen als sehr positiv bewertet. Dabei macht der Bericht auch deutlich, dass das erweiterte Fördermodul insgesamt weniger Resonanz erfuhr. Gründe dafür sehen die Befragten unter anderem in der Corona-Pandemie, mit der weitere Belastungen für Kita-Teams und Träger einhergingen.

Das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg hat innerhalb der Evaluation des Bundesprogramms „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher“ den Teilbericht zum erweiterten Fördermodul „Koordinationskräfte für die Lernortverzahnung“ vorgelegt. Die Koordinationskräfte sollten die Verzahnung zwischen den Lernorten „Praxis“ und „Schule“ befördern. Sie unterstützen Träger dabei, eigene Ausbildungskonzepte zu erarbeiten oder weiterzuentwickeln. Der Bericht stellt dar, welche Gelingens- und Hemmfaktoren sich dabei zeigten. Zudem wird beleuchtet, wie die Umsetzung des Fördermoduls in der Praxis gestaltet wurde und wie die Koordinationskräfte selbst das Fördermodul bewerteten.

Die Ergebnisse der Evaluation verdeutlichen, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Praxiseinrichtungen und Fachschulen je nach Standort, Strukturen und Erfahrungen unterschiedlich gestalteten. Vielerorts gab es jedoch Schwierigkeiten beim Aufbau einer Kooperation mit den Fachschulen. Einzelne Fachschulen und Lehrkräfte wurden hingegen als sehr engagiert von den Koordinationskräften beschrieben. Sie konnten neue Wege für Kooperationen erschließen und Kompetenzen dazugewinnen. Die Koordinationskräfte sind auch weiterhin motiviert, Zusatzfunktionen innerhalb des Trägers zu übernehmen. In den abschließenden Handlungsempfehlungen wird angesichts der deutlichen Zunahme von praxisintegrierten Ausbildungsmodellen empfohlen, die Praxiseinrichtungen als Ausbildungspartner stärker einzubeziehen, sich an Beispielen guter Praxis zu orientieren, für funktionierende Strukturen zu sorgen und Ressourcen zur Kooperation sicherzustellen.