Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag
Wie kann es gelingen, Menschen für den Beruf der Erzieherin und des Erziehers zu begeistern? Wie können die Arbeitsbedingungen für Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung verbessert werden? Was ist wichtig, um den Beruf der Erzieherin und des Erziehers langfristig attraktiv zu machen? Diese und weitere Fragen wurden im Prozess zur „Gesamtstrategie Fachkräfte für Kitas und Ganztag“ diskutiert.
Das Bundesfamilienministeriums hat damit im Februar 2023 einen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Ziel des Prozesses war es, erfolgversprechende Ansätze für die Fachkräftesicherung und -bindung für die Lernorte Kita und Ganztag herauszuarbeiten und dabei die Stärken des Erstausbildungs- und Weiterbildungssystems zu erhalten. Zugleich ging es darum, voneinander zu lernen und sich über gelingende Praxis auszutauschen.
Der Arbeitsprozess in der Gesamtstrategie Fachkräfte für Kitas und Ganztag sah dabei ein gestuftes Arbeiten in zwei Gremien vor: Im Expertendialog wurden die vielseitigen Perspektiven von Akteurinnen und Akteuren der Kommunalen Spitzenverbände (KSV), Fach- und Wohlfahrtsverbände, Fachpraxis, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Eltern- und Fachschulverbände sowie von Bund und Ländern zusammengeführt.
In der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ erfolgte im kleineren Kreis aus Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden die Erarbeitung von Empfehlungen für geeignete Maßnahmen. Gemeinsam wurden konkrete kurz, mittel- und langfristige Vorschläge und Handlungsschritte für die Fachkräftesicherung und -bindung identifiziert. In den Empfehlungen der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ werden die konkreten Maßnahmen beschrieben. Die Empfehlungen und Beispiele sollen Grundlage für die Arbeit und Entscheidungen von Bund, Ländern und Kommunen sowie für Träger und Tarifpartner sein. Sie gliedern sich in vier Handlungsfelder:
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- Die Vielzahl relevanter Informationen zu Zugangsvoraussetzungen und Finanzierungswegen gebündelt darstellen, Verweisberatung stärken und passgenaue Beratungsangebote für die unterschiedlichen Zielgruppen vorhalten
- Über das Tätigkeitsfeld Kita hinaus Interesse an und Sichtbarkeit von Bildungs- und Betreuungsangeboten für Kinder im Grundschulalter und allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe steigern
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- Erstausbildungs- und Weiterbildungskapazitäten bedarfsorientiert ausbauen
- Erstausbildungen stärker in den Blick nehmen und vergütete Ausbildungsmodelle anbieten
- Einstiegswege auch für Personen ohne mittleren Schulabschluss ausbauen
- Aufstiegswege fördern und Durchlässigkeit im System transparent machen
- Erstausbildung und Weiterbildung durch gute Rahmenbedingungen stärken: Vergütung in der Erstausbildung und Weiterbildung, Empfehlungen zur Anrechnung von Auszubildenden auf Personalschlüssel, zu Praxisanleitung, Lernortkooperationen, schulgeldfreie Angebote
- Nutzung der verbesserten Möglichkeiten der Umschulungsförderung
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- Modularisierung von Lerninhalten prüfen, um Erstausbildung und Weiterbildung zu flexibilisieren
- Digitale Module für eine sinnvolle didaktische Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht, um die Erstausbildung und Weiterbildung flexibler zu ermöglichen
- Die Beschäftigung von Personen mit ausländischen Abschlüssen verbessern durch Sprachkurse, Musterbescheide, berufsbegleitende Anerkennungs- und Nachqualifizierungsmöglichkeiten, Fast Track für die Zeugnisbewertung
- Förderung der Multiprofessionalität und begleitende Qualifizierungsangebote
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- die Einrichtung von vergüteten Funktionsstellen durch die Sozialpartner prüfen
- gesunde Arbeitsbedingungen stärker in den Blick nehmen, Information und Beratung hierzu verbessern
Was gehört noch zum Empfehlungspapier?
Es gibt bereits viele Beispiele guter Praxis und zahlreiche Angebote von verschiedenen Institutionen zur Fachkräftegewinnung und -sicherung. Im Prozess zur Gesamtstrategie wurden einige identifiziert. Diese wurden entsprechend der vier Handlungsfelder in den Praxis-Beispielen zum Empfehlungspapier übersichtlich zusammengefasst. Sie können als Impulse in die Breite getragen werden und so noch besser als bisher zur Anwendung kommen.
Um Träger und Einrichtungen in ihrer Arbeit weiter zu unterstützen und Anregungen zu geben, wurden außerdem Checklisten zu folgenden Themen erarbeitet:
- Praxisanleitung in Einrichtungen
- Lernortverzahnung in praxisintegrierten Ausbildungen
- Arbeitssicherheit und betriebliches Gesundheitsmanagement
- Beschäftigung ausländischer Fachkräfte und Anerkennung von ausländischen Abschlüssen
Die Anregungen und Empfehlungen der Mitglieder der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ und des Expertendialogs sind in das Empfehlungspapier eingeflossen. Ergänzend dazu erhielten die Mitglieder beider Gremien die Möglichkeit, ihre jeweils eigene Perspektive und Expertise in Form von Stellungnahmen zum Empfehlungspapier einzubringen.
Ergebnisse der Gesamtstrategie „Fachkräfte in Kitas und Ganztag“
Empfehlungspapier der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“
Das Empfehlungspapier enthält konkrete Maßnahmen für die Fachkräftesicherung und -bindung für die Lernorte Kita und Ganztag.
WeiterChecklisten
Um Träger und Einrichtungen in ihrer Arbeit weiter zu unterstützen und Anregungen zu geben, wurden Checklisten zu ausgewählten Schwerpunkten erarbeitet.
WeiterAbschlusskonferenz der „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“ in Berlin
Am 21. Mai 2024 wurden in Berlin die Empfehlungen der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ vorgestellt.
WeiterPraxis-Beispiele zum Empfehlungspapier
Während der Erarbeitung der Gesamtstrategie wurden von der Arbeitsgruppe (AG) „Gesamtstrategie Fachkräfte“ und dem Expertendialog (ED)„Gesamtstrategie Fachkräfte“ Praxis-Beispiele zusammengetragen. Sie stellen Umsetzungsbeispiele im Bezug auf die Empfehlungen der Gesamtstrategie dar, vor allem auf Ebene der an der AG beteiligten Stellen.
WeiterStellungnahmen zum Empfehlungspapier
Insgesamt 15 beteiligte Organisationen haben eine Stellungnahme zum Empfehlungspapier formuliert.
WeiterWarum braucht es eine Gesamtstrategie?
Der Bedarf an pädagogischen Fachkräften wächst. Bereits heute bestehen vielerorts Personalengpässe, die sich verschiedenen Studien zufolge in den kommenden Jahren noch verschärfen könnten. Ein bedarfsgerechtes und hochwertiges Angebot der Bildung, Betreuung und Erziehung für Kinder ist jedoch die Voraussetzung für Integration und Teilhabe von Anfang an. Es ist ein Grundstein für den späteren Bildungserfolg von Kindern. Um die Start- und Beteiligungschancen aller Kinder zu verbessern, braucht es eine gute Bildung und Qualität in der Kindertagesbetreuung. Und dafür sind gut ausgebildete Fachkräfte nötig. Ohne ausreichend Fachkräfte wird es nicht gelingen, Erwerbspotenziale von Eltern, insbesondere von Frauen, zu nutzen und Kinder in ihrer sozialen, emotionalen, körperlichen und geistigen Entwicklung zu fördern.
Der Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sieht vor, dass der Bund gemeinsam mit den Ländern und weiteren Akteurinnen und Akteuren eine Gesamtstrategie zur Fachkräftesicherung in Kitas und Ganztag entwickelt. Unter Federführung des Bundesfamilienministeriums wurde mit dem Empfehlungspapier somit ein Auftrag aus dem Koalitionsvertrag aufgegriffen.
Darüber hinaus stellt der Bund für die Umsetzung des KiTa-Qualitätsgesetzes (2023-2024) den Ländern insgesamt rund 4 Mrd. Euro zur Verfügung, die auch für Maßnahmen der Personalgewinnung und -bindung genutzt werden können.