Selbstevaluation in der Berliner Kindertagespflege

Für Berliner Kindertagespflegepersonen wurde ein Instrument zur Selbstevaluation entwickelt. Nele Borck hatte gemeinsame mit Sandra Lenke die Koordinierungsstelle des Bundesprogramms „ProKindertagespflege“ in Berlin inne. Im Interview stellt Nele Borck die interne Evaluation zum Berliner Bildungsprogramm in der Kindertagespflege vor:

In welchem Rahmen wurde das Evaluationsinstrument entwickelt und wer waren die beteiligten Akteure?

„Entstanden ist das Evaluationsinstrument in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und dem Berliner Kita-Institut im Bundesprogramm „Kindertagespflege“. Das Berliner Bildungsprogramm stellt die verbindliche Arbeitsgrundlage sowohl für die Kitas als auch die Kindertagespflege dar. Berliner Kitas sind seit 2008 verpflichtet, eine interne Evaluation entlang der Anforderungen des Berliner Bildungsprogramms durchzuführen. Für die Kindertagespflege ist dies freiwillig. Trotzdem kann es auch in der Kindertagespflege wertvoll sein, die eigene Arbeit genauer in den Blick zu nehmen und sich mit Kolleginnen und Kollegen zu spezifischen Themen auszutauschen. Auf Grundlage der bereits vorliegenden Evaluationsmaterialen für Kitas wurde ein Evaluationsinstrument speziell für die Kindertagespflege weiterentwickelt. In den Erarbeitungsprozess wurden nicht nur Kindertagespflegpersonen selbst, sondern auch Fachberaterinnen und Fachberater der Berliner Jugendämtern im Bereich Kindertagespflege einbezogen.“

Wie wird die Evaluation durchgeführt?

„Das Evaluationsinstrument in Form einer umfangreichen Materialsammlung steht den Kindertagespflegepersonen kostenlos zur Verfügung. Insgesamt kann eine Selbstevaluation in elf spezifischen Aufgabenbereichen erfolgen. Dazu zählen beispielsweise die Bereiche ‚erlebnisreiche und erfüllende Spiele anregen‘, ‚Übergänge gestalten‘ oder ‚Bildungs- und Entwicklungsprozesse beobachten und dokumentieren‘. Wir empfehlen, maximal zwei Aufgabenbereiche in einem Jahr zu evaluieren. Pro Aufgabenbereich werden acht Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten veranschlagt. Diese können an zwei Abenden oder innerhalb eines ganzen Tages absolviert werden. Falls eine passende Räumlichkeit für die Durchführung fehlt, können die Fachberaterinnen und Fachberater in den Bezirken bei der Raumsuche behilflich sein. Die Selbstevaluation kann in kleinen Gruppen von etwa acht bis zwölf Kindertagespflegepersonen durchgeführt werden. Dabei organisieren sich die Kindertagespflegepersonen selbst. Kindertagespflegepersonen arbeiten in der Regel allein. Die Evaluation in der Gruppe ermöglicht einen Fachaustausch mit Kolleginnen und Kollegen zu bestimmten Themen, der so im Arbeitsalltag oft nicht möglich ist. Wir empfehlen, die Evaluation durch eine anerkannte Multiplikatorin bzw. einen Multiplikator begleiten zu lassen. Diese können methodisch in den jeweiligen Aufgabenbereich einführen und den fachlichen Austausch in der Gruppe anleiten und moderieren. Zudem wird die Evaluation bei Begleitung durch eine Multiplikatorin oder einen Multiplikator als Fortbildung anerkannt. In diesem Zuge lassen sich auch die anfallenden Kosten für die Multiplikatorin bzw. den Multiplikator refinanzieren. Bei der Suche nach einer geeigneten Multiplikatorin bzw. einem Multiplikator können die Fachberaterinnen und Fachberater unterstützen.“

Was ist das Ziel der Evaluation?

„Die eigene pädagogische Arbeit zu reflektieren und einzuschätzen, kann dabei helfen, sich weiterzuentwickeln und sich neue Ziele zu setzen: Was gelingt mir schon richtig gut und warum? Wo sehe ich Entwicklungspotenzial für meine Arbeit mit den Kindern und deren Familien? Das Instrument zur Selbstevaluation gibt Kindertagespflegepersonen in Berlin ein Verfahren an die Hand, mit dem sie sich in ihrer Tätigkeit und in der Qualität ihrer Arbeit weiterentwickeln können. Denn die Evaluation ermöglicht den Kindertagespflegepersonen, sich und ihre Arbeit selbst einzuschätzen. Durch die gemeinsame Evaluation in kleinen Gruppen gewinnen die Kindertagespflegepersonen auch Einblicke in die Arbeit von Kolleginnen und Kollegen. Dies ermöglicht ihnen, sich Anregungen zu holen, wie andere Kindertagespflegepersonen ihre Arbeit umsetzen oder wie sie Herausforderungen bewältigen. Im Ergebnis liefert die Evaluation eine Einschätzung, wo Stärken bzw. Schwächen liegen und gibt Anreize, um sich weiterzuentwickeln und neue Ziele für die eigene Arbeit zu setzen.“