Ein Beispiel für gelungene Verstetigung: Das Kita-Einstiegshaus in Bremen

Der Standort Bremen beteiligt sich seit 2018 am Bundesprogramm „Kita-Einstieg“. Die Quirl Kinderhäuser e. V. erprobten im Rahmen des Bundsprogramms niedrigschwellige Angebote in Übergangswohnheimen, offenen Eltern-Kind-Gruppen und in Beratungsangeboten für Eltern in Kooperation mit weiteren Einrichtungen. Das Angebot der Kita-Einstieg-Fachkräfte bestand zu Beginn vor allem darin, die Kinderbetreuung während des Deutschkurses in den Übergangswohnheimen anzubieten. Doch schnell merkte das Kita-Einstieg-Team, dass sie die Eltern stärker miteinbeziehen müssen. Sie wollten daher die ausschließlichen Betreuungsangebote zu Bildungsangeboten ausbauen.

Aus dieser Erfahrung heraus hat der Träger Quirl Kinderhäuser e. V. in Abstimmung mit der Senatorin für Kinder und Bildung in Bremen eine Konzeption zum Kita-Einstiegshaus entwickelt. Das Kita-Einstiegshaus wurde daraufhin im Juni 2021 im Stadtteil Gröpelingen eröffnet. Das Angebot soll niedrigschwellige Zugänge von Familien und Kindern zu frühkindlichen Bildungseinrichtungen ermöglichen und Übergänge unterstützend begleiten. Während der Angebote im Kita-Einstiegshaus können Kinder ihre Interessen und Stärken gemeinsam mit anderen Kindern spielerisch entdecken. Sie erhalten gleichzeitig die Gelegenheit, ihre Kenntnisse der deutschen Sprache zu erweitern und die Strukturen und Abläufe der Kindertagesbetreuung kennenzulernen. Mit der Einrichtung des Kita-Einstiegshauses war das Ziel von Anfang an klar: Die bestehenden Angebote im „Kita-Einstieg“ über die Laufzeit des Bundesprogramms hinaus zu verstetigen.

Zusammenarbeit mit den Eltern

Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist den Fachkräften im Kita-Einstiegshaus besonders wichtig. Daher nehmen sie auch an den Angeboten im Kita-Einstiegshaus teil. Die Fachkräfte tauschen sich regelmäßig mit den Eltern über die Entwicklung der Kinder und eventuell notwendige Unterstützungsmöglichkeiten aus. Dies wird in Entwicklungs-Portfolios festgehalten. So erleben sich die Familien als aktive Bildungspartnerinnen und -partner und tragen dazu bei, dass die Kinder einen guten Start in ihre Bildungslaufbahn erhalten. Beim Übergang in die Kita unterstützen die Fachkräfte im Kita-Einstiegshaus die Eltern bei der Anmeldung in den Kitas. In diesem Zusammenhang sprechen sie mit den Eltern zum Beispiel über die Entwicklungs-Portfolios der Kinder und stimmen diese mit ihnen ab. Häufig telefonieren die Fachkräfte vorab mit den Einrichtungen, um offene Fragen der Eltern zu klären. 

Das Kita-Einstiegshaus in Bremen-Gröpelingen selbst ist aber keine Einrichtung der Kindertagesbetreuung, sondern unterstützt den Einstieg in die Regelbetreuung. Die Angebote orientieren sich dabei an den Altersgruppen. Während die Kinder in den Gruppenräumen mit den Fachkräften an den Bildungs- und Spielangeboten teilnehmen, können die Eltern sowohl in den Gruppenräumen als auch im Eltern-Café bleiben. Die Ziele der Elternarbeit sind vor allen, dass diese das deutsche Bildungssystem kennenlernen und Vertrauen in dieses aufbauen. Zudem erleben die Eltern ihre Kinder in einer anderen Umgebung und können Spiele oder Rituale nach Hause übertragen.

„Egal, wo Eltern herkommen, sie wollen alle das Beste für ihre Kinder und sie wollen auch gute Bildung. Daher ist es wichtig, bestehende Unsicherheiten und schlechte Erfahrungen mit Institutionen aufzufangen. So werden Eltern in die Rolle gebracht, die Bildungslaufbahn ihrer Kinder aktiv zu begleiten. Das langfristige Ziel ist es, dadurch mehr und höhere Schulabschlüsse in Stadtteilen wie Gröpelingen zu erreichen. Auf lange Sicht wollen wir dadurch die Struktur den Familien anpassen – und nicht umgekehrt. Wir brauchen mehr Angebote des Ankommens und des Sicherwerdens, insbesondere in Stadtteilen, die von Zuzug und hoher Fluktuation geprägt sind.“
Barbara Köberlein, Vorstand der Quirl-Kinderhäuser
„Es ist schön zu beobachten, wie die zu Beginn neuen und unbekannten Abläufe selbstverständlich werden. Am Anfang wissen die Familien noch gar nicht, was ein Morgen- und ein Abschlusskreis ist. Nach ein paar Wochen warten sie schon darauf sich hinzusetzen, sobald ich die Kissen in die Hand nehme. Wenn die Familien Vertrauen fassen, können sich die Eltern entspannen. Viele haben auch einen hohen Beratungsbedarf und suchen aktiv den Austausch mit uns Fachkräften und anderen Eltern.“
Lena Pichler, Fachkraft im Kita-Einstiegshaus Bremen

Gute Fachkraftausstattung

Im Kita-Einstiegshaus arbeiten

  • drei erfahrene Fachkräfte mit Zusatzqualifikationen,
  • fünf Ergänzungsfachkräfte,
  • ein Familienberater,
  • eine Kinderpflegerin und
  • eine Psychologin aus Syrien, die noch auf die Anerkennung ihres Studiums wartet sowie
  • zwei Studentinnen.

Eine Tanz- und Theaterpädagogin bietet über ein Spendenprogramm dreimal die Woche Angebote an. Diese gute und flexible Fachkraftausstattung hat viele Vorteile, berichtet Barbara Köberlein, Vorstand der Quirl-Kinderhäuser: „Für mich als Arbeitgeberin bietet das Konzept neue Möglichkeiten, Fachkräfte anders einzubinden und auch flexiblere Arbeitsplätze mit weniger Stunden anzubieten. Das ist häufig im laufenden Kita-Betrieb nicht leicht umzusetzen.“

Außerdem ist eine Lotsin im Kita-Einstiegshaus tätig, die Beziehungen zu den anderen Kitas aufbaut und sowohl die Fachkräfte im Kita-Einstiegshaus als auch die Eltern bei der Suche nach Kita-Plätzen unterstützt. Das Kita-Einstiegshaus ist sehr gut im Stadtteil und mit den dortigen Einrichtungen vernetzt: Zum Beispiel mit Beratungsstellen, Gesundheits- und Sozialdiensten oder Kinderärztinnen und -ärzten.

„Ein Angebot wie das Kita-Einstiegshaus funktioniert nur dann, wenn das Angebot im Stadtteil akzeptiert ist. Daher haben wir die Konzeption auch immer wieder mit den Trägern besprochen. Hier haben wir die Rückmeldung bekommen, dass gerade bei der Eingewöhnung noch eine Lücke in der frühkindlichen Bildungsstruktur bestand. Das Kita-Einstiegshaus schließt diese Lücke, indem es die Eingewöhnung unterstützt und Kinder und Familien gut vorbereitet in die Kita kommen.“
Barbara Ermlich, Leitung des Kita-Einstiegshauses.

Enge Zusammenarbeit mit der Politik

Während der Konzeption und Bedarfsanalyse arbeitete das Team vom Kita-Einstieg in Bremen eng mit Marion Beil-Kroll aus dem Referat für Qualitätsentwicklung und Aufsichtspflicht bei der Senatorin für Kinder und Bildung zusammen. Diese stetige Zusammenarbeit zwischen dem Träger, den Akteurinnen und Akteuren im Stadtteil und der Politik ebnete den Weg für die Finanzierung des Kita-Einstiegshauses durch das Land Bremen. Im Februar 2021 wurde in der Deputation für Kinder und Bildung in Bremen dem Konzept zum Kita-Einstiegshaus einstimmig zugestimmt. 

„Damit ein solches Konzept auf fruchtbaren Boden fällt, braucht es politischen Willen. Es war schon immer bekannt, dass es die Problematik fehlender Kita-Plätze und schwieriger Zugänge für Kinder mit Fluchterfahrungen gibt. Für unsere Behörde und für mich als Referentin war es die Herausforderung, herauszufinden, was eigentlich in welchem Stadtteil funktioniert. Dabei wurde einerseits deutlich, dass die Angebote niedrigschwellig sein müssen und andererseits, dass es wichtig ist, eng mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Das ist nun im Kita-Einstiegshaus der Fall.“
Marion Beil-Kroll, Referat für Qualitätsentwicklung und Aufsichtspflicht bei der Senatorin für Kinder und Bildung.

Tipps

Raum für Austauschmöglichkeiten schaffen

Um die Eltern mit Abläufen und Angeboten aus der Kita vertraut zu machen, lernen sie diese im Kita-Einstiegshaus gemeinsam mit den Kindern kennen. Dabei ist ein guter Einstieg in Gespräche zum Beispiel das gemeinsame Basteln mit selbst hergestellter Knete. Auch andere gemeinsame Spiele, Bewegungsangebote oder Spaziergänge in die Parks im Stadtteil eröffnen Austauschmöglichkeiten zwischen den Fachkräften und den Eltern.

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