Praxisportrait: Kolping Berufsbildung gGmbH in Baden-Württemberg
Integrationskursbegleitende Kinderbeaufsichtigung bei der Kolping Berusbildung gGmbH - ein Beispiel gelingender Kooperation mit der Stadt
Die Kolping Berufsbildung gGmbH in Baden-Württemberg, Standort Schwäbisch Gmünd, bietet seit über 17 Jahren Integrationskurse mit kursbegleitender Kinderbeaufsichtigung an. Seit März 2022 wird mit dem Bundesprogramm „Integrationskurs mit Kind“ über das Modell 1 der Einsatz von vier qualifizierten Beaufsichtungspersonen gefördert. Bei einem digitalen Vor-Ort-Besuch im Mai 2023 gaben Andrea Horn-Straub (Standortleitung), Katrin Fischer-Watzlawik (Gruppenleitung Kinderbeaufsichtigung) und Tetiana Herrmann (Integrationskursteilnehmende) einen Einblick in die Umsetzung des Programms in Schwäbisch Gmünd. An dem digitalen Besuch nahmen außerdem Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sowie der Servicestelle „Integrationskurs mit Kind“ teil.
Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Gäste von Andrea Horn-Straub digital durch die Räumlichkeiten geführt. Die Teilnehmenden bekamen sowohl einen Einblick in die Räume der Integrationskurse als auch in die Räume der Kinderbeaufsichtigung. Im Anschluss fand eine Gesprächsrunde statt, an der auch Katrin Fischer-Watzlawik sowie Tetiana Herman teilnahmen. Tetiana Herman ist mit ihrem Mann und den Kindern aufgrund des Ukraine-Kriegs nach Deutschland gekommen. Im Integrationskurs lernt sie seit Dezember 2022 Deutsch. Ihr dreijähriger Sohn, für den sie noch keinen regulären Kita-Platz hat, wird währenddessen von qualifizierten Beaufsichtigungspersonen im selben Gebäude beaufsichtigt.
Drei Arbeitsschwerpunkte in Schwäbisch Gmünd
Die Kolping Berufsbildung gGmbH mit Hauptsitz in Stuttgart ist einer der größten Bildungsträger in Süddeutschland. An 16 Standorten bietet das Unternehmen in Baden-Würrtemberg verschiendene Bildungsangebote in der Aus-, Weiter- und Fortbildung für Jugendliche und Erwachsene an. Am Standort Schwäbisch Gmünd gibt es drei Arbeitsschwerpunkte:
- Arbeitsmarktdienstleistungen (AMDL-Maßnahmen), in denen Teilnehmende von der Agentur für Arbeit und/oder dem Jobcenter verschiedene Kurse mit dem Ziel der Integration in den Arbeitsmarkt erhalten.
- Begleitung und Unterstützung von Schülerinnen und Schüler an Werkrealschulen bei dem Übergang von der Schule in den Beruf.
- Angebot von Integrations-Sprachkursen – allgemeine und spezielle. Aktuell werden sechs Kurse durchgeführt, darunter zwei spezielle Integrationskurse mit Alphabetisierung. Alle Dozentinnen und Dozenten verfügen über eine Qualifizierung und Anerkennung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
„Insbesondere die Integrationskurse werden seit dem Ukraine-Krieg sehr stark nachgefragt“, berichtet Andrea Horn-Straub. Die Förderung der integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung durch den Bund kam deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt: „Der Schlüssel zur Integration ist die deutsche Sprache. Viele ukrainische Familien wollen in Deutschland bleiben. Es ist deshalb wichtig, dass wir für sie gute Startbedingungen schaffen. Wir sehen eine sehr hohe Lernbereitschaft bei den Integrationskursteilnehmenden. Die Ergebnisse in diesem Jahr waren so gut wie nie zuvor“, führt Andrea Horn-Straub aus.
Finanzielle Unterstützung durch die Stadt
Viele nach Deutschland hinzugezogene Familien haben noch keinen regulären Kita-Platz. Sie könnten ohne die integrationskursbegleitende Kinderbeaufsichtigung nicht an einem Integrationskurs teilnehmen. „Die Stadt Schwäbisch Gmünd hat erkannt, welche nachhaltige Wirkung die Integrationskurse mit Kinderbeaufsichtigung haben und beteiligt sich an der Finanzierung“, erklärt Andrea Horn-Straub. Insgesamt werden vier Kindertagespflegepersonen über das Bundesprogramm und drei weitere kommunal finanziert. Somit können täglich drei Integrationskurse mit insgesamt 30 Kindern in der Kinderbeaufsichtigung stattfinden – sowohl am Vor- als auch am Nachmittag: „Damit ermöglichen wir den Familien auch ein gewisses Maß an Flexibilität. Für einige Familien passt der Vormittag besser, weil die älteren Kinder dort in der Schule sind, für andere lässt sich nachmittags besser einrichten“, erklärt Andrea Horn-Straub. Das Angebot der integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung bei der Kolping Berusbildung gGmbH ist für viele Kursinteressierte ein Auswahlkriterium für diesen Träger. Neben der zusätzlichen finanziellen Unterstützung durch die Stadt verfügt der Träger auch über weitere hilfreiche Netzwerke wie dem Amt für Familie, zu Ausländerbehörden sowie zu den Bedarfsträgern.
Pädagogische Angebote: verschiedene Aktivitäten für die Kinder
Für die Kinderbeaufsichtigung stehen insgesamt vier Räume zur Verfügung. Die Kinder können in zwei Räumen essen, spielen, entdecken und toben. In zwei weiteren Räumen können sie sich ausruhen und schlafen. Es gibt auch eine Küche, in der kleinere Mahlzeiten vorbereitet werden können. Der Unipark, auf dem das Gebäude liegt, bietet zudem ein schönes, großes Außengelände. Dieser lädt die Beaufsichtigungspersonen und Kinder zu regelmäßigen Spaziergängen an der frischen Luft ein – die Eltern bleiben aufgrund der räumlichen Nähe trotzdem jederzeit erreichbar. 2024 ist voraussichtlich ein Umbau der Kinderbeaufsichtigung geplant: der Zugang zu den Integrationskursen und der Kinderbeaufsichtigung soll barrierefrei gestaltet und die Sanitäranlagen erneuert werden. Die Stadt unterstützt den Kursträger bei den dafür notwendigen baulichen Maßnahmen.
Die Angebote in der integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung orientieren sich an den Qualitätskriterien der Kindertagespflege. Es gibt altersspezifische Spielangebote, wie beispielsweise Finger-, Gemeinschafts-, Gesellschafts- und Kreis- sowie Singspiele. Auch die Kreativität der Kinder wird gefördert: gemeinsamen mit den Beaufsichtigungspersonen bauen, malen und basteln sie. Den Kindern gefällt besonders, dass sie zusammen Feste feiern, musizieren und tanzen. Auch die Sprachförderung ist ein Schwerpunkt der Kinderbeaufsichtigung. Zu jedem einzelnen Kind bauen die Beaufsichtigungspersonen eine vertrauensvolle Beziehung auf: „Durch einen strukturierten Tagesablauf vermitteln wir den Kindern Sicherheit und Geborgenheit. Die Kinder lernen wiederkehrende Abläufe und Rituale kennen“, erzählt Katrin Fischer-Watzlawik. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist den Beaufsichtigungspersonen sehr wichtig, denn auch den Eltern soll Sicherheit und Vertrauen vermittelt werden. Sie sollen wissen, dass ihre Kinder gut versorgt sind, während sie lernen. Deshalb nehmen sich die Beaufsichtigungspersonen für den Austausch mit den Eltern viel Zeit.
Attraktiver Arbeitsplatz: Fachkräfte binden
„Bei Kolping haben wir ein Team, das eng zusammenarbeitet und sich sehr gut versteht“, berichtet Katrin Fischer-Watzlawik. Das liegt unter anderem daran, dass es regelmäßige Teamsitzungen gibt und alle Mitarbeitenden bei Entscheidungen einbezogen werden. Die Kinderbeaufsichtigungspersonen sind alle fest beim Träger angestellt. Mit Unterstützung des Bundesprogramms konnte für vier Kinderbeaufsichtigungspersonen ein attraktiver, gesicherter Arbeitsplatz geschaffen werden: „Die Festanstellung ist für uns sehr wichtig und gibt uns ein sicheres Gefühl, das wir mit unserer Arbeit dann auch den Familien vermitteln können“, sagt Katrin Fischer-Watzlawik. Zusätzlich finden kontinuierlich praxisbegleitende Fortbildungsmaßnahmen für alle Mitarbeitenden statt.