Stellungnahme der Leopoldina: Pandemiefolgen für kindliche Entwicklung nachhaltig begegnen
Kinder und Jugendliche sind stark von den Folgen der Pandemie betroffen. Besonders sind die Kinder gefährdet, die sich bereits vorher in schwierigeren Lebenslagen befanden. In ihrer 8. Stellungnahme haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der unabhängigen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina 15 Handlungsempfehlungen für Politik, Kitas und Schulen veröffentlicht. Ziel sei es, durch die Pandemie verstärkten Entwicklungshindernissen nachhaltig entgegenzuwirken. Darüber hinaus sei schon vor der Pandemie bestehenden Ungleichheiten und Entwicklungsrisiken entgegenzutreten. Die Handlungsempfehlungen unterteilen sich in die Bereiche Bildung, soziale Interaktion und sozioemotionale Entwicklung, Körperliche Aktivität und Wohlbefinden und psychische Situation.
Bildung: Bedarfe früh erkennen und nachhaltig fördern
Kitas und Schulen seien die effektivste Art des Lernens. Daher sollten diese unter Einhaltung geeigneter Schutzmaßnahmen offengehalten werden. Kita- und Schulschließungen haben negative Auswirkungen auf die Entwicklung fachspezifischer wie allgemeiner Kompetenzen. Außerdem sei der Kontakt mit Gleichaltrigen ein sehr wichtiger Faktor für die Entwicklung von Kindern. Relevant sei auch, Sprachkompetenzen früh zu diagnostizieren und alltagsintegrierte Sprachförderung in Kitas auszugestalten. Weiterhin sollen digitale Strukturen in Schulen und Kitas schneller und breiter ausgebaut werden.
Soziale Interaktion und sozioemotionale Entwicklung: Kinder schützen und stärken
Familien sind durch die regelmäßigen Schließungen in der Pandemie besonderen Belastungen ausgesetzt. Laut der COPSY-Studie sind Kinder, deren Situation zuhause ohnehin schwierig ist, besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Pädagogische Fachkräfte müssen geschult werden, um Kinder mit solchen Erfahrungen zu erkennen und nötige Hilfe vermitteln zu können.
Körperliche Aktivität: Gesund und in Bewegung bleiben
Bewegung ist wichtig für physische und psychische Gesundheit. Durch die Pandemie bewegen sich die meisten Kinder und Jugendlichen zu wenig. Aktivitäten und Bewegung sollte daher ein fester Bestandteil der Kindertagesbetreuung sein und idealerweise täglich angeboten werden. Zudem sei es notwendig, motorische Fähigkeiten zu erfassen, um Förderbedarfe frühzeitig zu erkennen. Auch werden Programme empfohlen, welche Kindern gesunde Lebensweisen wie beispielsweise Ernährung näherbringen.
Wohlbefinden und psychische Situation: Evidenzbasierte und schnelle Angebote
Es gebe Hinweise darauf, dass durch die Pandemie psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen weiter angestiegen seien. Hier sollten, so die Autorinnen und Autoren der Studie, weiter evidenzbasierte Therapien entwickelt und pädagogische Fachkräfte in Kitas und Schulen für psychische Probleme sensibilisiert werden.
Entwicklung im Kindes- und Jugendalter als Grundlage für alle weiteren Entwicklungsschritte
Die Entwicklungsschritte in den frühen Lebensphasen sind laut den Expertinnen und Experten entscheidend für die gesamte weitere Entwicklung. Eine frühe Förderung ist die beste Grundlage, um maximale Entwicklungschancen zu erreichen und einige spätere Entwicklungsschritte überhaupt zu ermöglichen. Kinder und Jugendliche sollten dabei stets an Maßnahmen beteiligt werden und sich aktiv einbringen können.