Kita-Helferinnen in Nordrhein-Westfalen

Es ist wichtig, den Kita-Helferinnen und Kita-Helfern deutlich zu machen, wie wertvoll ihre Tätigkeit ist!

Interview mit Kita-Leitung Birgit Breder

Birgit Breder arbeitet seit 30 Jahren als Leitung im Evangelischen Familienzentrum ARCHE in Oberbauerschaft in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt 79 Kinder von 8 Monaten bis zur Einschulung, davon 9 Kinder mit anerkanntem Inklusionsbedarf, besuchen die Einrichtung. Das Team besteht aus 20 Mitarbeitenden. Seit Oktober 2020 sind in der Einrichtung zusätzlich zwei Kita-Helferinnen tätig, die nicht-pädagogische Aufgaben übernehmen. Finanziert werden sie über das Landesprogramm „Kita-Helfer“ in Nordrhein-Westfalen. Im Interview berichtet Birgit Breder, warum sie an dem Programm teilnehmen, welche Aufgaben die Kita-Helferinnen übernehmen und wie die Zusammenarbeit im Team gelingt.

Wie kam die Kita darauf, sich für das Programm zu bewerben? Welcher Bedarf bestand?

„Der Fachverband, der Träger sowie das Kreisjugendamt informieren uns regelmäßig zu relevanten Förderprogrammen. So sind wir auf das Landesprogramm „Kita-Helfer“ in Nordrhein-Westfalen aufmerksam geworden. In einer Team-Sitzung haben wir dann gemeinsam entschieden, dass wir an dem Programm teilnehmen möchten. Wir haben immer einen Bedarf an zusätzlichem Personal, aber während der Corona-Pandemie ganz besonders! Die Hygienevorschriften wurden stark verschärft. Um die Auflagen umzusetzen, benötigen wir vor allem im hauswirtschaftlichen Bereich Unterstützung. Bei uns im Haus machen viele Kinder Mittagsschlaf. Seit der Pandemie müssen wir unter anderem Bettwäsche und Handtücher häufiger waschen sowie Spielmaterialien und Räume zwischendurch reinigen. Da die pädagogischen Fachkräfte nur noch in festen Gruppen arbeiten dürfen, mussten wir die gesamte Organisations- und Personalstruktur anpassen. Personal, das uns gruppenübergreifend bei den Hygieneauflagen unterstützt, ist für uns sehr hilfreich! Wir beschäftigen zwei Kita-Helferinnen."

Welche Aufgaben übernehmen die Kita-Helferinnen?

„Damit wir unsere Kita-Helferinnen auch gruppenübergreifend einsetzen dürfen, übernehmen sie hauptsächlich hauswirtschaftliche Aufgaben. Anderenfalls müssten wir sie einer festen Gruppe zuordnen. Alle Kinder sollen von dem zusätzlichen Personal profitieren. Unsere Kita-Helferinnen unterstützen auch unsere Köchin in der Küche, machen den Abwasch und helfen beim Mittagessen, in dem sie die Küchenwagen bringen und abholen und das Geschirr ausgeben. Sie desinfizieren die Spielzeuge und wischen regelmäßig durch. Sie nehmen auch Lieferungen entgegen, kümmern sich um die Post und die Pakete. Sie sind das Bindeglied zwischen vielen wichtigen Funktionen im Haus. Auch unabhängig von der Corona-Pandemie bräuchten wir Kita-Helferinnen und Kita-Helfer, da uns für viele Aufgaben einfach die Zeit fehlt. Nicht nur wir profitieren von der Unterstützung, sondern vor allem auch die Kinder. Die Fachkräfte haben mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit ihnen!"

Welche Tipps gibt es für andere Kitas, die ebenfalls eine Kita-Helferin oder einen Kita-Helfer einstellen möchten?

„Die Einrichtungen sollten sich zu Beginn genau überlegen, welche Aufgaben die Person übernehmen soll: Wo haben wir Bedarf? Wie kann sie uns bestmöglich unter den aktuellen Corona-Auflagen entlasten? Eine klare Aufgabenbeschreibung hilft nicht nur der Einrichtung, sondern auch der Person, die eingestellt werden soll. Sollte die Kita-Helferin oder der Kita-Helfer aus einem ganz anderen Bereich kommen und die Einrichtung noch nicht kennen, ist es wichtig, dass die Person sehr gut eingearbeitet wird. Dabei müssen zuerst die Rahmenbedingungen geklärt werden: Welche Hygieneauflagen müssen beachtet werden? Welche rechtlichen Grundlagen gibt es? Für die Einarbeitung sollten sich die Einrichtungen genug Zeit nehmen und die Person am Anfang engmaschig begleiten. Kita-Helferinnen und Kita-Helfer müssen als ein fester Bestandteil des Teams verstanden werden. Sie haben dasselbe Recht auf eine gründliche Einarbeitung wie alle anderen Mitarbeitenden. Zudem ist es sehr wichtig den Kita-Helferinnen und Kita-Helfern deutlich zu machen, wie wertvoll ihre Tätigkeit ist."

Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Team?

„Jeden Morgen findet bei uns im Team mit allen Kolleginnen und Kollegen unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen ein kurzes Briefing statt. Unsere Kita-Helferinnen nehmen selbstverständlich auch an der Besprechung teil. Wir gehen die Aufgaben des Tages gemeinsam durch. Niemand bekommt eine Liste voller Aufgaben und muss diese abarbeiten. Vielmehr wird im Team gemeinsam überlegt, wer welche Aufgabe übernehmen kann. Alle Kolleginnen und Kollegen sehen unsere Kita-Helferinnen als feste Teammitglieder an. Das spiegelt sich auch in der sehr wertschätzenden Kommunikation miteinander wider. So wie ich die Wertschätzung an die pädagogischen Fachkräfte gebe, gebe ich sie auch an unsere Köchin, die Reinigungskraft oder die Kita-Helferinnen weiter. Sie alle tragen mit ihren individuellen Kompetenzen dazu bei, dass es den Kindern gut geht. Das ist unser Verständnis von Teamarbeit, das wir im Familienzentrum leben."

Gibt es Kita-Helferinnen und Kita-Helfer, die an einer Weiterqualifizierung im Berufsfeld der frühen Bildung interessiert sind?

„Unsere erste Kita-Helferin aus dem vergangenen Jahr haben wir inzwischen als Integrationskraft eingestellt. Sie arbeitete zuvor als Krankenpflegerin und brachte nach der aktuellen Personalverordnung die nötige Qualifizierung mit, um in diesem Bereich tätig zu sein. Dass wir sie direkt einstellen konnten, war natürlich ein absoluter Glücksfall! Insofern die anderen Kita-Helferinnen Interesse an dem Berufsfeld der frühen Bildung entwickeln, unterstützen und beraten wir sie zu den unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten. Unsere Einrichtung ist sehr ländlich gelegen. Als wir den ersten Aufruf nach Kita-Helferinnen und Kita-Helfern starteten, bekamen wir nur Rückmeldungen von Personen, die eine Nebenbeschäftigung für einen oder zwei Tage die Woche suchten und wenig flexibel waren. Wir benötigen aber regelmäßige Unterstützung an allen Öffnungstagen. Gerade weil es bei uns in der Region so schwierig ist Personal zu finden, freuen wir uns, wenn Menschen durch das Landesprogramm Interesse an dem Berufsfeld entwickeln!"

Weitere Informationen

Kita-Helferinnen und Kita-Helfer können Kitas während der Corona-Pandemie entlasten, indem sie nicht-pädagogische Aufgaben übernehmen. In Nordrhein-Westfalen wurde dafür 2020 das Kita-Helfer-Programm gestartet. Der Bund fördert Kita-Helferinnen und Kita-Helfer seit 2021 im Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive: Erzieherinnen und Erzieher“.