Interview mit Kita-Leiterin Dagmar Dotzauer

Da ist jemand, der unterstützt uns bei Tätigkeiten, für die wir oft mehrere Arme bräuchten!

Die Katholische Kinderwelt St. Laurentius in Mühldorf am Inn in Bayern beschäftigt seit dem 1. März 2021 einen Kita-Helfer. Im Interview berichtet Leiterin Dagmar Dotzauer, welche Aufgaben der Kita-Helfer übernimmt, inwiefern er zu einer Entlastung der pädagogischen Fachkräfte beiträgt und was es bei der Einstellung von Kita-Helferinnen und Kita-Helfern zu beachten gilt. Finanziert wird die neue Stelle mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive“. Seit dem 4. Februar 2021 können sich bereits am Programm beteiligte Träger für die erweiterten Fördermodule bewerben – eines davon ist das Modul „Kita-Helferinnen und Kita-Helfer“.

Die Anforderungen an pädagogische Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung sind während der Corona-Pandemie weiter gestiegen. In einigen Einrichtungen kann es zu pandemiebedingten Personalausfällen kommen. Gleichzeitig müssen Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt werden. Kita-Helferinnen und Kita-Helfer können Kitas während der Corona-Pandemie entlasten. Sie unterstützen bei nicht-pädagogischen Aufgaben wie der Essensversorgung, der Umsetzung von Hygieneauflagen oder der Begleitung in den Garten.

Geeignete Kita-Helferinnen und Kita-Helfer finden

Bei der Einstellung von Kita-Helferinnen und Kita-Helfern sollte sich die Einrichtung Zeit nehmen, die Person kennenzulernen. Dagmar Dotzauer erklärt, dass die Kinder nicht zwischen Kita-Helfer und pädagogischer Fachkraft unterscheiden können. „Die Kinder gehen auf den Kita-Helfer zu und stellen ihm genauso Fragen wie der pädagogischen Fachkraft. Deshalb ist es wichtig, dass es sich bei der Kita-Helferin bzw. dem Kita-Helfer um eine vertrauensvolle Person handelt, die zwischen den Aufgaben differenzieren kann und den Fachkräften die pädagogische Arbeit überlässt.“ Die Person sollte sich gut einfügen und den eigenen Aufgabenbereich akzeptieren. Dafür sei es wichtig, von Anfang an die Rolle der Kita-Helferin bzw. des Kita-Helfers in einer Stellenbeschreibung deutlich zu machen.

„Wir hatten bei der Suche nach unserem Kita-Helfer ganz viel Glück!“, berichtet Frau Dotzauer. Der Kita-Helfer bringt pädagogische Vorerfahrung mit: Er hat ein Studium auf Grundschullehramt begonnen und arbeitete als Individualbegleiter in einer Schule. Dann entschied er sich dafür, Tontechniker zu werden. Da coronabedingt für Tontechnikerinnen und Tontechniker eine schlechte Auftragslage besteht, kam die Tätigkeit als Kita-Helfer für ihn genau zum richtigen Zeitpunkt.

Die Antragsstellung für das Fördermodul „Kita-Helferinnen und Kita-Helfer“ im Bundesprogramm Fachkräfteoffensive verlief sehr unkompliziert, verrät Frau Dotzauer. „Ich war wirklich erstaunt und sehr glücklich darüber, wie schnell der Antrag bewilligt wurde. Aktuell haben wir aufgrund der Corona-Pandemie einen ganz besonderen Unterstützungsbedarf.“

Entlastung der pädagogischen Fachkräfte

Dagmar Dotzauer und ihr Team erleben die Unterstützung durch den Kita-Helfer in Zeiten von Corona als „sehr entlastend“, vor allem in den Randzeiten. Dagmar Dotzauer betont dabei, dass der Kita-Helfer keine pädagogischen Tätigkeiten übernimmt. „Es geht mir nicht um die Arbeit mit den Kindern, sondern darum, dass ich weiß: Da ist jemand, der unterstützt uns bei Tätigkeiten, für die wir oft mehrere Arme bräuchten!“ Neben dem häufigen Händewaschen hilft der Kita-Helfer zum Beispiel beim Mittagessen sowie beim Anziehen von Schuhen und Jacken bevor es in den Garten geht. Dagmar Dotzauer und ihr Team können sich dabei voll und ganz auf ihn verlassen. „Ich könnte mit keinem Kind in Ruhe spielen oder etwas vorlesen, wenn ich ständig damit beschäftigt wäre, jedes einzelne Kind zum Händewaschen zu begleiten.“ Gerade nach der coronabedingten Kita-Schließzeit ist allen wichtig, sich viel Zeit für die Kinder zu nehmen. Was beschäftigt sie? Wie haben sie die letzte Zeit erlebt? „Beim Mittagessen, wo es sonst sehr hektisch zugeht, können wir uns dank der neuen Unterstützung die Zeit nehmen, uns in Ruhe neben die Kinder zu setzen, mit ihnen gemeinsam zu essen und ihnen zuzuhören.“

Der Corona-Hygieneplan der Kita sieht vor, dass die Kinder im Garten in festen Gruppen bleiben und sich nicht durchmischen. „Hier hilft uns unser Kita-Helfer sehr. Er hat mit im Blick, dass die Kinder nicht kreuz und quer rennen. Da kann ich auch ruhigen Gewissens mal eben ans Telefon gehen.“

Der Kita-Helfer unterstützt außerdem im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung (EDV). „Hier betreut er zum Beispiel die Eltern-Kommunikations-App und erstellt digitale Dokumente.“ Er konnte sogar seine Kenntnisse als Tontechniker einbringen: Er schnitt einen Film, der über die Kita gedreht wurde. „Die Eltern der neuen Kinder dürfen die Kita coronabedingt nicht betreten. Mit dem Film können wir den Eltern zeigen, wie wir arbeiten und wie es bei uns im Haus aussieht.“ Da Dagmar Dotzauer den Film nicht selbst schneiden musste, hatte sie Zeit, die pädagogische Arbeit in der Kita voranzutreiben.

Blick in die Zukunft

„Auch wenn unser Kita-Helfer keine pädagogischen Aufgaben übernimmt, bringt er aufgrund seines Werdegangs ein Interesse für den Beruf als Fachkraft in der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung mit. Er stellt zum Beispiel viele Nachfragen, ist neugierig und zeigt Verständnis für die pädagogische Arbeit. Er ist sehr empathisch, hat ein sehr gutes Gespür für den richtigen Moment und die Abläufe in der Kita“, erläutert Frau Dotzauer und berichtet, dass ihr Kita-Helfer mit Beendigung der Tätigkeit im August vielleicht wieder ins pädagogische Arbeitsfeld einsteigt: „Seitdem er bei uns in der Einrichtung ist, überlegt er sogar, ob er wieder ein Studium im Bereich der Elementarpädagogik aufnehmen soll!“