Elternbegleitung

Durch die vielfältigen digitalen Angebote können wir innerhalb der Elternbegleitung eine größere Zielgruppe erreichen. Auch die verschiedenen Outdoor-Aktivitäten wollen wir unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregelungen fortführen.

Petra Busemann ist Dozentin an der evangelischen Familienbildungsstätte in Friesland-Wilhelmshaven. Seit 2014 ist Frau Busemann qualifizierte Elternbegleiterin und koordiniert nun seit zwei Jahren ein Netzwerk für geflüchtete Familien.

Wie gestaltet sich die Elternbegleitung während der Corona-Zeit?

Aufgrund von Kita-Schließungen und anderer Regelungen zur Vermeidung der Ausbreitung des Coronavirus war und ist die persönliche Elternbegleitung nur eingeschränkt möglich. Deshalb spielt der digitale Austausch eine sehr große Rolle. Für die Elternbegleitung im offenen Bereich, außerhalb von Kitas, sind digitale Chat-Gruppen eine unheimliche Unterstützung. Über die Gruppen konnten Informationen und Regelungen zu Corona bereitgestellt, Freizeitaktivitäten geteilt und vor allem der Kontakt zu den Familien gehalten werden. Auch auf anderen, digitalen Wegen, fand eine Vernetzung statt. Beispielsweise erklärten viele der Familienzentren in der Region ihre sozialen Netzwerke zum offenen pädagogischen Treffpunkt. Jeden Tag wurden dort unterschiedliche kreative Angebote, wie beispielsweise digitale Vorlesestunden, geteilt. Auf diese Weise erreichten die Familienzentren viele Menschen. Einige Angebote wurden bis zu 30.000 Mal aufgerufen. Trotzdem bleibt für mich die Vorstellung davon, wer konkret die Angebote nutzt, sehr diffus.

In der Region wurden deshalb parallel, insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, die Einzelberatungen in der Elternbegleitung aufrecht gehalten. Diese fanden in den Familienzentren unter Einhaltung der Abstands- sowie Hygieneregelungen statt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familienzentren boten außerdem vermehrt unterschiedliche Outdoor-Aktivitäten in der Region an. Die gute Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit unterstützte einige dieser Angebote. Während der ersten Corona-Phase wurde für einzelne, ausgewählte Familien stundenweise der Abenteuerspielplatz geöffnet. Die Kinder konnten sich richtig austoben und für die Eltern war immer eine Ansprechperson vor Ort, an die sie sich mit ihren Fragen wenden konnten. Auch Stadtteil-Rallyes und Spaziergänge, zusammen mit Elternbegleiterinnen und Elternbegleitern, manchmal mit Hund, kamen gut bei den Familien an. Mit dem Hund konnten die Kinder auch ausgiebig kuscheln. Als alle Spielplätze wieder öffneten, boten die Familienzentren „Spielplatz-Stehtische“ an. Für die Eltern war immer eine Ansprechperson aus dem Familienzentrum vor Ort, an die sie sich bei Bedarf wenden konnten.

Welche Herausforderungen bestehen in der Elternbegleitung während der Corona-Zeit?

Viele der geflüchteten Familien sind aufgrund ihrer Erfahrungen vor oder während der Flucht viel ängstlicher im Umgang mit der aktuellen Situation als Familien ohne Fluchtgeschichte. Sie haben sich zeitweise sehr stark isoliert und sind wenig nach draußen gegangen. Um neues Vertrauen zu schaffen, gehen die Fachkräfte in den Kitas mit den Kindern nun viel an die frische Luft, machen Spaziergänge in Parkanlagen, um den Kindern zu zeigen: Ihr dürft das! Eine weitere Herausforderung war es, Familien zu erreichen, die nicht oder kaum Deutsch verstehen. Denn dadurch, dass Einrichtungen schließen mussten, fehlte auch die Möglichkeit über die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler mit den Familien in Kontakt zu kommen. Über das Netzwerk für geflüchtete Familien habe ich soziale Netzwerke mit mehrsprachigen Informationen aufgebaut. Über die zahlreichen,stadtweiten Netzwerk-Akteure wurden und werden diese Links an die Familien der Zielgruppe weitergeleitet. Das nahm einige Zeit in Anspruch. Die digitalen Zugriffszahlen erhöhen sich mit steigendem Bekanntheitsgrad langsam. Gerade auch der Austausch im Netzwerk ist für eine kreative Ideensuche und bedarfsgerechte Umsetzungsmöglichkeiten wichtig.

Welche Angebote können nach Corona in der Elternbegleitung weiterhin genutzt werden?

Durch Corona mussten sich alle stärker mit den digitalen Möglichkeiten auseinandersetzen – das wird auch in der Elternbegleitung eine nachhaltige Wirkung haben. In jedem Fall werden wir die mehrsprachigen sozialen Netzwerke weiterhin aufrechterhalten. Durch die vielfältigen digitalen Angebote können wir innerhalb der Elternbegleitung eine größere Zielgruppe erreichen. Auch die verschiedenen Outdoor-Aktivitäten wollen wir unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregelungen fortführen.