Eine Kita für alle

Erika Dörr und Birte Nees arbeiten im Waldenbucher Kindergarten „Im Städtle“ in Baden-Württemberg. Der Kindergarten nimmt an dem Modellprojekt „Eine Kita für alle“ des Landkreises Böblingen teil. Das Projekt möchte Kinder mit besonderen Bedürfnissen besser fördern und die Teilhabe aller Kinder ermöglichen. Birte Nees ist seit dem 1. März 2021 für das Projekt als zusätzliche Inklusionskraft in der Kita tätig. Die Einrichtung befindet sich in der Mitte der Gesellschaft und ist für alle Kinder und Familien da.

Viele Kinder sprechen Zuhause kein Deutsch. Andere Kinder zeigen Verhaltensauffälligkeiten. Auch Kinder ohne erhöhten Förderbedarf profitieren von einer zusätzlichen Fachkraft. Für sie bleibt dadurch mehr gemeinsame Zeit mit ihren Bezugserzieherinnen und Bezugserziehern. Vor allem Kinder mit besonderen Bedürfnissen besuchten während der coronabedingten Kita-Schließzeit selten die Notbetreuung. Birte Nees stellte bei vielen Kindern der Kita erhebliche Rückschritte fest: beispielsweise in der sprachlichen Bildung und in der kognitiven sowie motorischen Entwicklung. Die Ungleichheiten zwischen den Kindern haben sich durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt. Deshalb ist die Inklusionskraft gerade jetzt sehr wertvoll für die Kinder, denn durch die zusätzliche Zeit sind Förderung und Unterstützung von einzelnen Kindern, aber auch Gruppenangebote möglich. Birte Nees und ihre Kolleginnen und Kollegen gehen mit den Kindern sehr viel in die Natur, auf Spielplätze und machen Bewegungsangebote. Einige Kinder waren monatelang nur Zuhause und profitieren nun von den zusätzlichen Angeboten. Auch die sprachlichen Rückschritte sollen durch gezielte Förderangebote kompensiert werden. Das Modellprojekt läuft bis 2023.

Der Sprachförderbedarf ist so groß, dass ich ihn allein schwer im Alltag decken kann. Für alltagsintegrierte Sprachförderung braucht es sehr viel Zeit und wir möchten den Kindern gerade jetzt gut zuhören. Dafür benötigen die Kitas mehr personelle Ressourcen. Deshalb haben wir uns auf die Finanzierung einer zusätzlichen Sprachförderkraft über ein Projekt des Landkreises Böblingen beworben.

Birte Ness, Inklusionskraft im Kindergarten „Im Städtle“

Beim Aufholen mit gezielten Förderprogrammen dürfen wir auch die sozial-emotionale Komponente nicht vergessen. Einige Kinder haben stark darunter gelitten, über einen so langen Zeitraum von ihren Freundinnen und Freunden getrennt zu sein. Wir sehen, wie sie durch das soziale Miteinander wieder aufblühen! Den Kindern sollte auch zum gemeinsamen Spielen und Erkunden genug Raum gegeben werden.

Erika Dörr, Kita-Leiterin im Kindergarten „Im Städtle“

Individuelle Förderangebote

Jedes Kind hat sehr individuelle Bedürfnisse, die es zu berücksichtigen gilt. Gerade nach der Corona-Pandemie sind die Entwicklungsstände der Kinder sehr unterschiedlich. Statt eines übergreifenden Förderangebots für alle braucht es gezielte Angebote für jedes einzelne Kind.

Fördermöglichkeiten prüfen

Kitas sollten bestehende Fördermöglichkeiten auf Bundes-, Landes oder Kommunalebene prüfen. Mit den finanziellen Mitteln können zusätzliche Stellen geschaffen oder Materialien für Förderangebote finanziert werden.