Digitale Beratungsangebote für Familien

Das Bundesfamilienministerium fördert mit dem Programm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ niedrigschwellige Angebote, die den Zugang zur Kindertagesbetreuung vorbereiten und unterstützend begleiten. Bundesweit gibt es insgesamt über 150 Standorte, die sich am Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ beteiligen. Der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Nettetal nimmt seit 2017 an dem Programm „Kita-Einstieg“ teil. Die Koordinations- und Netzwerkstelle der Stadt Nettetal arbeitet eng mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren zusammen und vernetzt die vielfältigen Kita-Einstieg-Angebote in der Stadt. Julia Root-Schneider und ihre Kollegin Heike Mesterom sind Kita-Einstieg-Fachkräfte der kooperierenden Kita Familienzentrum „Lummerland“ des Evangelischen Vereins für Jugend- und Familienhilfe e.V . Unter dem Namen „KIMMBO“ fassen sie offene, niedrigschwellige Angebote für Kinder im Alter von 1-6 Jahren zusammen. Neben dem offenen Treff findet beispielsweise das Eltern-Kind-Turnen einmal wöchentlich im Familienzentrum statt. Im Fokus dieser Angebote stehen Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund, die bisher nicht oder nur unzureichend von der Kindertagesbetreuung profitieren.

Corona-bedingt ist das individuelle Beratungsangebot in den dafür angemieteten Räumlichkeiten des Evangelischen Vereins für Jugend und Familienhilfe e.V. weggefallen. Als Alternative haben Frau Root-Schneider und ihre Kollegin ein digitales Beratungsangebot ins Leben gerufen. Dafür haben sie anfangs unterschiedliche digitale Vernetzungsmöglichkeiten getestet: Videokonferenzen, Videoanrufe sowie einen Messaging-Dienst. Im ländlichen Raum stellte sich die Suche nach einem geeigneten Online-Tool als besondere Herausforderung dar, denn die Internetverbindungen der Familien sind teilweise sehr instabil. Bewährt hat sich die Kommunikation über einen Messaging-Dienst, mit dessen Anwendung viele Familien vertraut sind. Damit konnten unterschiedliche Kommunikationswege genutzt werden, um mit den Fachkräften in Kontakt zu kommen:  per Anruf mit oder ohne Video, per Mitteilung oder auch per Sprachnachricht. Standen Familien, die auf Sprachmittlerinnen und Sprachmittler angewiesen sind, diese Corona-bedingt nicht zur Verfügung, konnten die Familien zur Unterstützung auf Übersetzungsprogramme oder Bilder zurückgreifen. Entsprechend der sprachlichen sowie technischen Voraussetzungen und Bedarfe der Familien fand sich mit jeder Familie ein individueller Kommunikationsweg.

Gerade zu Beginn der Corona-Pandemie standen manche Familien vor großen Herausforderungen. Durch den Kontakt über die Messaging-App konnten Frau Root-Schneider und Frau Mesterom weiterhin bei unterschiedlichen Anliegen unterstützen. Beispielsweise bei der Kita-Anmeldung für das neue Kita-Jahr ab August 2020, dem Verstehen von Gebührenbescheiden und Anträgen zu Kostenübernahmen, der Zusammenstellung von Unterlagen sowie einer Erstausstattung für die Kita. 

Im August geht der Kita-Einstieg-Standort Nettetal weitestgehend in den vollständigen Regelbetrieb über. Dann können sich die Familien und das Kita-Einstieg-Team wieder persönlich begegnen. Frau Root-Schneider ist jedoch davon überzeugt, dass viele Familien zunächst vorsichtig sein werden und der direkte Kontakt nicht im selben Ausmaß wie vor der Corona-Zeit stattfinden wird. Deshalb möchten sie und ihre Kollegin den Familien weiterhin auch digital mit Beratungsangeboten zur Seite stehen.

„Bei der Medienauswahl mussten wir danach gehen, welche Medien die Familien gut bedienen können – um sie schnell dort abzuholen, wo sie stehen. Auch die teilweise schlechten Internetverbindungen im ländlichen Raum trugen dazu bei, dass einige Vernetzungsmöglichkeiten nicht möglich waren. In so einer Notsituation fallen jedoch auch Kommunikationshemmnisse. Wir haben uns teilweise mit Händen und Füßen verständigt! Das ist auch völlig in Ordnung, denn letztendlich geht es darum die Familien bestmöglich zu unterstützen, egal auf welchem Weg.“

Julia Root-Schneider, Kita-Einstieg-Fachkraft am Standort Nettetal

Digitale Möglichkeiten der Familien prüfen

Ein digitales Beratungsangebot funktioniert nur, wenn es niedrigschwellig ist und von allen Familien genutzt werden kann. Deshalb sollte im Vorfeld geprüft werden, mit welchen digitalen Medien und Onlineanwendungen die Familien bereits vertraut sind und ob sie über die entsprechenden technischen Voraussetzungen verfügen. 

Zusammenarbeit im Netzwerk

Eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen im Netzwerk ist während der Corona-Zeit besonders wichtig. Nicht nur unter den Kitas, sondern beispielsweise auch mit den Beratungsstellen sowie Familienzentren sollte unter Berücksichtigung des Datenschutzes ein enger Austausch sowie Wissenstransfer erfolgen. Auf diese Weise werden die Informationen möglichst gebündelt an die Familien herangetragen.