Bewegungsförderung in Kita und Verein
Durch Bewegung können Kinder Sprachen lernen, soziale Kompetenzen ausbauen oder sich auch einfach nur richtig austoben. Dabei braucht es nicht immer die große Turnhalle oder umfangreiches Material. Mit einfachen Mitteln lassen sich in jeder Kita und zu jeder Gelegenheit Bewegungsanlässe schaffen und auch mit früher Bildung verknüpfen. Eine Ausbildung im Bereich „Bewegungsförderung in Kita und Verein“ in Oberhausen sensibilisiert Erziehrinnen und Erzieher dafür, solche Anlässe zu schaffen. Im Interview beantworten Michèl Roth und Nadine Griebl Fragen zur Bewegungsförderung in Kitas. Michèl Roth ist pädagogische Leitung im SportBildungswerk Oberhausen und Nadine Griebl Mitarbeiterin für das Projekt „NRW bewegt seine Kinder“ beim Stadtsportbund und verantwortlich für das Projekt „Kids aus´em Sitz“.
Warum ist es wichtig, dass sich auch Kitas mit Bewegungsförderung beschäftigen?
Nadine Griebl: „Es ist nie zu früh, mit Bewegungsförderung anzufangen. Kinder können dadurch zum Beispiel motorische Defizite überwinden und soziale Kompetenzen stärken. Deswegen ist es wichtig, Kindern so früh wie möglich aufzuzeigen, dass Bewegung Spaß macht und eine gesunde psychische und physische Entwicklung fördert. Erzieherinnen und Erzieher sollten Impulse der Kinder richtig steuern können oder auch Bewegungsimpulse geben können. Es ist wichtig, dass sie erkennen, dass es nicht immer die große Turnhalle benötigt oder ausgefallenes Material, um sich zu bewegen. Auch Alltagsmaterialien und einfache Mittel können genutzt werden. Die Ausbildung im Bereich „Bewegungsförderung in Kita und Verein“ in Oberhausen sensibilisiert Kita-Fachkräfte dafür, Bewegungsanlässe zu planen, durchzuführen und im Kita-Alltag zu integrieren.“
Welche Bewegungsgelegenheiten und -anlässe gibt es in Kitas?
Nadine Griebl: „Eine Kita bietet ganz vielfältige Bewegungsgelegenheiten und -anlässe. Sie zu erkennen oder auch zu schaffen, dafür sensibilisiert die Ausbildung. Mit einfachen Materialien kann man zum Beispiel einen Flur bewegungsfreundlich gestalten, indem mit Klebestreifen ein Balancierpfad in Schlangenform auf den Boden geklebt wird. Dieser regt zum Balancieren und Ausprobieren an. Bewegung lässt sich auch wunderbar mit dem Erlernen einer Sprache verknüpfen. Richtungen wie rechts, links, oben und unten können zum Beispiel durch Hüpfen in die entsprechende Richtung gut kombiniert werden - gerade für Kita-Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben. Auf dem Kitagelände können auch Bilder hochgehalten werden mit einem Baum oder einer Schaukel und die Kinder laufen dann jeweils zu dem entsprechenden Ort, der auf dem Bild gezeigt und laut gesagt wurde. Einfache, alltagsintegrierte Bewegungsanlässe zu schaffen, ist auch insofern wichtig, da nicht jede Kita über eine eigene Turnhalle verfügt.“
Was braucht es, um das Thema Bewegung in Kitas stärker zu machen?
Nadine Griebl: „Bewegung wird oft nicht als Lernförderschwerpunkt wahrgenommen, auch nicht von Eltern. Viele haben die Wahrnehmung, man lernt nur, wenn man am Tisch sitzt, einen Stift in der Hand hält und konzentriert ist. Aber das gelingt auch durch Bewegung. Dass man durch Bewegung die Sprache fördern kann, die Motorik und soziale Kompetenzen, muss stärker ins Bewusstsein der Menschen gebracht werden. Die Bewegungsförderung bzw. Bewegungserziehung muss dafür stärker beworben und die Vorteile aufgezeigt werden. Projekte wie „Kids aus´em Sitz“, die eine kostenlose Ausbildung im Bereich „Bewegungsförderung in Kita und Verein“ für Erzieherinnen und Erzieher ermöglichen, sind da ein wichtiger Schritt. In Nordrhein-Westfalen gibt es zudem bereits seit über 20 Jahren das Qualitätssiegel des Anerkannten Bewegungskindergarten des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. Hier ist die Bewegungsförderung als besonderer Schwerpunkt gesetzt. Diese Kitas zeichnen sich besonders dadurch aus, dass Bewegungsförderung gelebt und vermittelt wird. Alle Mitarbeitenden durchlaufen die Ausbildung, um das Qualitätssiegel zu erhalten.“
Welche Qualifizierungsangebote für Fachkräfte bietet das Sportbildungswerk Oberhausen zur Bewegungsförderung von Kindern in Kitas an? Welche Inhalte werden vermittelt?
Michèl Roth: „Einmal jährlich wird die Ausbildung „Bewegungsförderung in Kita und Verein“ mit 60 Lerneinheiten à 45 Minuten angeboten. Zusätzlich gibt es im Bereich Bewegungsförderung jährlich noch drei Fortbildungen mit einem Umfang von jeweils acht bis 15 Lerneinheiten à 45 Minuten. Inhalte, die über die Aus- und Fortbildungen vermittelt werden, sind unter anderem Sprachförderung in Bewegung, Umgang mit Emotionen und insbesondere mit Wut sowie Förderung der Sozialkompetenz. Aber es werden auch vielfältige Spielideen mit Alltagsmaterialien oder auch ohne Material vermittelt. Ein weiteres Thema für das kommende Jahr ist Resilienz. Dabei geht es darum, was Kinder stark macht und das Selbstwertgefühl fördert sowie um den positiven Umgang mit Herausforderungen und Misserfolgen in Verbindung mit Bewegung.“
Wie werden die Angebote von den Fachkräften angenommen? Welche Rückmeldungen gibt es?
Michèl Roth: „Seit 2021 werden die Aus- und Fortbildungsangebote im Bereich Bewegungsförderung in Kitas aktiv beworben. Die Lehrgänge sind ausreichend nachgefragt, es könnten aber immer auch noch ein paar Teilnehmende mehr sein.“
Nadine Griebl: „Die Rückmeldungen sind stets positiv. Viele Erzieherinnen und Erzieher berichten von einem Aha-Effekt. Durch die Ausbildung merken sie, dass es gar nicht so schwer ist, Bewegungsimpulse in der Kita zu setzen. Viele Bewegungsanlässe lassen sich unkompliziert mit Alltagsmaterialen umsetzen, ohne gleich eine große Bewegungslandschaft aufbauen zu müssen. Herausfordernd ist es, die Ausbildung für die Fachkräfte neben ihrer Tätigkeit in der Kita, zeitgerecht anbieten zu können. Die Ausbildung in Oberhausen wird daher im Wechsel zum einen am Wochenende, aber auch unter der Woche angeboten, sodass die Fachkräfte entsprechend ihrer zeitlichen Ressourcen teilnehmen können.“
Informationen zur Zusatzausbildung in Oberhausen
Gefördert wird die Ausbildung „Bewegungsförderung in Kita und Verein“ durch die Allianz Kindergesundheit mit dem Projekt „Kids aus´em Sitz“. Für Erzieherinnen und Erzieher aus Oberhausener Kitas ist die Teilnahme an der Ausbildung kostenlos. In Oberhausen gibt es bereits 25 „Kids aus´em Sitz“-Kitas, in denen mindestens eine Fachkraft die Ausbildung im Bereich Bewegungsförderung absolviert hat. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Stadtsportbund Oberhausen umgesetzt.