Praxisportrait: job-konzept GmbH in Berlin-Mitte
Vor-Ort-Besuch des BMFSFJ und des BMI bei der job-konzept GmbH

Bei einem Vor-Ort-Besuch im November 2024 erhielten Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sowie der Servicestelle „Integrationskurs mit Kind Plus“ einen Einblick in die Arbeit des Trägers vor Ort in Berlin-Mitte.
Seit 16 Jahren hat sich die job-konzept GmbH als Bildungsträger in Berlin etabliert. Er bietet Integrations- und Berufssprachkurse an mehreren Berliner Standorten an: in Mitte, in Neukölln, Lichtenberg und Spandau. An den Standorten lernen täglich ungefähr 900 bis 1.000 Personen aus aller Welt zusammen. Neben den Integrations- und Berufssprachkursen bietet der Träger auch berufsbezogene Weiterbildungen und Coachings an.
Die job-konzept GmbH nahm bereits am Bundesprogramm „Integrationskurs mit Kind: Bausteine für die Zukunft“ teil. Nun wird der Träger seit dem 1. Januar 2024 durch das ESF Plus-Programm „Integrationskurs mit Kind Plus: Perspektive durch Qualifizierung“ weiter gefördert und kann damit das Angebot zur integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung fortsetzen.
Der Geschäftsführer des Trägers, Mohammed Srour, begrüßte die Gäste zu einer Gesprächsrunde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Bereichsleitung, Projektkoordination und Verwaltung der job-konzept GmbH berichteten von ihren Erfahrungen mit der Kinderbeaufsichtigung und der Arbeit des Trägers. Es fand ein konstruktiver und wertschätzender Austausch zu der aktuellen politischen Situation rund um die Integrationskurse sowie die Rahmenbedingungen des Programms statt. Anschließend wurden die Gäste durch die Räumlichkeiten der Einrichtung geführt, sodass sie einen Einblick in die Kinderbeaufsichtigung im laufenden Betrieb erhielten.
Umsetzung der integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung

Der Träger reagierte bereits vor sechs Jahren auf den Bedarf einer integrationskursbegleitenden Kinderbeaufsichtigung mit entsprechenden Angeboten an den drei Standorten Berlin Mitte, Spandau und Lichtenberg. Damit soll Familien mit Kindern die Teilnahme an Integrationskursen erleichtert werden.
Die Beaufsichtigung findet an den drei Standorten während der Integrationskurse von Montag bis Freitag von 9:00 bis 13:00 Uhr sowie am Nachmittag von 13:30 bis 17:00 Uhr statt. Täglich werden etwa 250 Kinder ab einem Alter von einem halben Jahr beaufsichtigt, die noch keinen Platz in einer regulären Kindertageseinrichtung nutzen können.
Sprache, Integration und Berufseinstieg aus einer Hand
Mit der Förderung durch das ESF Plus-Programm werden die angestellten Kinderbeaufsichtigungspersonen zu Kindertagespflegepersonen qualifiziert. An den drei Standorten werden insgesamt 22 Kinderbeaufsichtigungspersonen über das ESF Plus-Programm gefördert, davon waren 19 bereits im vorherigen Bundesprogramm „Integrationskurs mit Kind: Bausteine für die Zukunft“ in der Förderung. Ein Großteil der Kinderbeaufsichtigungspersonen sind ehemalige Integrationskursteilnehmerinnen. Der Träger bietet damit Sprache, Integration und Berufseinstieg aus einer Hand an.
Viele der Kinderbeaufsichtigungspersonen haben in ihren Herkunftsländern bereits mit Kindern gearbeitet, stehen jedoch in Deutschland vor bürokratischen Hürden bei der beruflichen Anerkennung ihrer Qualifikationen oder vor Sprachbarrieren. Mit dem ESF Plus-Programm und der Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson eröffnen sich für sie neue Möglichkeiten beim Berufseinstieg. Gleichzeitig werden mit der Qualifizierung der Kinderbeaufsichtigungspersonen zu Kindertagespflegepersonen und auch durch die begleitende Fortbildung die Grundlagen für eine Tatigkeit im Bereich der Frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung geschaffen und so potenzielle Fachkräfte gewonnen. Silke Seriy, Koordinatorin der job-konzept GmbH, hebt jedoch die Herausforderung hervor, die qualifizierten Kindertagespflegepersonen anschließend in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hier müsse noch bekannter werden, dass die Beaufsichtigungspersonen in Einrichtungen der Kindertagespflege oder Kindertagesbetreuung eine wertvolle Unterstützung sein können. Sie machen den Kita-Alltag bunter und kulturell reichhaltiger. Zudem können sie die Elternarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund erleichtern. Die job-konzept GmbH stellt sich dieser Herausforderung und unterstützt die Kinderbeaufsichtigungspersonen beim Spracherwerb und dem Berufseinstieg.
Besonderes Engagement zur Unterstützung von Frauen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt

Der Geschäftsführer Mohammed Srour hebt das Programm als besonders unterstützend für Frauen hervor, die den Großteil der Kursteilnehmenden ausmachen. Er betont, dass die Integrationskurse sowie auch die Tätigkeit als Kinderbeaufsichtigungsperson vielen Frauen die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen: „Für diese Frauen ist das die einzige Möglichkeit, hier Fuß zu fassen und in das Berufsleben einzusteigen“, erzählt Mohammed Srour. Zudem macht er deutlich: „Mit Integrationskursen fangen wir die Menschen auf. Wir leisten jetzt die Arbeit, die in zehn, 15 oder 20 Jahren entscheidend ist.“ Durch Integrationskurse werde eine wichtige Grundlage für die zukünftige soziale und wirtschaftliche Entwicklung einer Gesellschaft gelegt und in Menschen investiert, die das Potential haben, die Gesellschaft zu bereichern und zu stärken. Viele Frauen haben nur durch die über das Programm geförderte Kinderbeaufsichtigung die Möglichkeit, an den Integrationskursen teilzunehmen.
Der Träger unterstützt die Kursteilnehmenden außerdem intensiv dabei, ein Angebot in der Regelbetreuung für ihr Kind zu finden
Multikulturelles Arbeitsklima und kooperative Netzwerkarbeit

Die job-konzept GmbH zeichnet sich durch ein multikulturelles und multiprofessionelles Team aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen unterschiedliche Sprachen und decken ein breites Spektrum an beruflichen Qualifikationen ab: „Die vielfältigen Einflüsse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen die Qualität unserer Arbeit.“, erzählt Mohammed Srour. Viele der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterbei haben zuvor selbst an den Integrationskursen teilgenommen. „Bei uns wird Integration vorgelebt.“, betont der Geschäftsführer.
Kinder und Eltern mit Fluchterfahrung bringen oft viele Fragen und Unsicherheiten mit und stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. So können sich einige Kinder von ihren Eltern schlechter lösen und sind teilweise traumatisiert. Die Projektleiterin Kathrin Benke beschreibt, dass das Angebot der Kinderbeaufsichtigung Eltern ermöglicht, ihre Fragen und Unsicherheiten, z. B. bei der Entwicklung ihrer Kinder, anzusprechen. Durch die gut qualifizierten Kinderbeaufsichtigungspersonen könne viel aufgefangen werden, so Benke weiter. Hier hilft insbesondere auch das Fokusmodul der im Rahmen des Programms zu erprobenden Fortbildung. In diesem bekommen die Kinderbeaufsichtigungspersonen unter anderem Grundlagen für den Umgang mit Kindern mit Flucht- und Migrationserfahrungen vermittelt.
Durch Kooperationen mit verschiedenen Kitas und Tagespflegeeinrichtungen ist die job-konzept GmbH in der Lage, die Kinder in eine reguläre Kita zu vermitteln. Das bedeutet für die Kinder und Eltern eine schnellere Integration. Außerdem steht die job-konzept GmbH mit Kooperationspartnern zu den verschienen Hilfsangeboten für die Familien in Kontakt. Damit können Eltern dabei unterstützt werden, aus den vielen Hilfsangeboten das für sie passende Angebot herauszusuchen. Dazu zählen Angebote wie Migrationsberatungen und pädagogischen Familienhilfen, aber auch Hilfen bei Traumatisierungen, der Anbindung an Kinderschutzzentren oder zu Coachingangeboten für die Integration in den Arbeitsmarkt.
Insgesamt berichtet der Geschäftsführer Mohammed Srour, dass sie insbesondere mit der Weiterentwicklung des Programms sehr zufrieden seien. Vor allem die sozialversicherungspflichtige Festanstellung der Kinderbeaufsichtigungspersonen, aber auch die neue Fortbildung bringen einen großen Mehrwert. Die Umsetzung gelinge mittlerweile sehr gut.