Praxisportrait: IWM Gesellschaft für internationale Wirtschaftsförderung und Management mbH Erfurt
Vor-Ort-Besuch des BMFSFJ und des BMI bei der IWM GmbH in Erfurt

Die Gesellschaft für internationale Wirtschaftsförderung und Management mbH (IWM GmbH) setzt sich seit 1996 als Sozialunternehmen an mehreren Standorten für benachteiligte Menschen ein. Dazu zählen insbesondere Migrantinnen und Migranten sowie (langzeit-)arbeitslose Menschen. Seit über 20 Jahren bietet die IWM GmbH im Nordosten von Erfurt bereits Deutschkurse an und ist zudem seit mehr als zehn Jahren als Träger für Integrationskurse zugelassen. Durch die Förderung im ESF Plus-Programm „Integrationskurs mit Kind Plus: Perspektive durch Qualifizierung“ (IntmiKi Plus) kann die IWM GmbH den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern bis zu fünf Plätze zur Kinderbeaufsichtigung während der Integrationskurse anbieten. Dafür beschäftigt die IWM GmbH eine fest angestellte Kinderbeaufsichtigungsperson. Die IWM GmbH hat bereits am Bundesprogramm „Integrationskurs mit Kind: Bausteine für die Zukunft“ teilgenommen und konnte die Kinderbeaufsichtigungsperson in die neue Förderung überführen.

Im November 2024 besuchten Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF, Regionalkoordinatorin) und der Servicestelle „Integrationskurs mit Kind Plus“ die IWM GmbH und bekamen Einblicke in die Umsetzung des Förderprogramms.
Nach einer kurzen Begrüßung berichtete der Geschäftsführer Florian Frommeld den Gästen von der Durchführung der Integrationskurse und der begleitenden Kinderbeaufsichtigung.
Im Fokus des Gesprächs standen die Arbeit des Trägers, die Überführung der Kinderbeaufsichtigungspersonen in das neue Förderprogramm sowie Herausforderungen in der Umsetzung vor Ort.
Herr Frommeld ist von dem Förderprogramm besonders überzeugt, die Umsetzung gelinge grundsätzlich sehr gut:
Durch die Kombination von Bildung und Qualifizierung wird sowohl den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern als auch den Beaufsichtigungspersonen eine Perspektive eröffnet.
Umsetzung der Kinderbeaufsichtigung

Die Beaufsichtigung erfolgt montags bis freitags vormittags von 8:00 bis 11:15 Uhr und nachmittags von 11:45 bis 15:00 Uhr. Die IWM GmbH verfügt über ansprechende Räumlichkeiten, die sich im gleichen Haus und damit ganz in der Nähe der Integrationskurse befinden. Der Beaufsichtigungsraum ist hell und bietet sowohl Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten als auch ausreichend Platz für verschiedene Aktivitäten. Zum Ausruhen gibt es ein Sofa und ein Kinderbett. Die Beaufsichtigungspersonen lesen, basteln und spielen mit den Kindern. Die Altersspanne der Kinder reicht von einem bis zu sechs Jahren.
Bereits seit 2019 wird am Erfurter Standort eine Kinderbeaufsichtigungsperson mit Bundesmitteln gefördert. Diese hat von Oktober 2020 bis Februar 2021 die Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson erfolgreich absolviert. Zusätzlich konnte die IWM GmbH eine weitere Person über das Jobcenter gewinnen und finanzieren. Sie hilft aus und unterstützt die Beaufsichtigungsperson. Sie wird die Fortbildung für die Kinderbeaufsichtigungspersonen ebenfalls absolvieren, da diese im Rahmen der Erprobung durch das ESF Plus-Programms nach einer ersten Testphase auch anderen Interessierten offensteht.
Kinderbeaufsichtigung als Alleinstellungsmerkmal

Derzeit bietet die IWM GmbH sieben Integrationskurse an. In Erfurt gibt es ein Netzwerk von Kursanbietern, denen durch den regelmäßigen Austausch das Angebot der Kinderbeaufsichtigung der IWM GmbH bekannt ist. In Erfurt ist die IWM GmbH jedoch der einzige Träger, der eine Förderung im Rahmen des ESF Plus-Programms erhält.
Die Rückmeldung der Eltern zum Beaufsichtigungsangebot sei insgesamt sehr positiv, berichtet Herr Frommeld.
Beaufsichtigungsbedarf von äußeren Faktoren abhängig
Trotz der positiven Rückmeldung der Eltern, berichtet Herr Frommeld von einem derzeit geringen Bedarf an Kinderbeaufsichtigung. Von den insgesamt acht Kindern, die seit Januar 2024 in die Kinderbeaufsichtigung aufgenommen wurden, haben sechs sie schon verlassen. Er vermutet, dass viele Kinder schneller in der Regelbetreuung ankommen, da Erfurt keinen Mangel an Kita-Plätzen hat. Hintergrund ist, dass die zu fördernden Beaufsichtigungsangebote subsidiär und damit nachrangig zum Regelangebot zu nutzen sind. In den ostdeutschen Bundesländern manifestiert sich der Kita-Platzmangel weit schwächer als in den alten Bundesländern. Dies hängt vor allem mit den unterschiedlichen Betreuungstraditionen und dem unterschiedlichen Ausbaustand mit Blick auf das Bundesengagement im Kita-Ausbau zusammen. Der Träger berät Familien zudem regelmäßig zur Betreuung in Kindertageseinrichtungen.
Herr Frommeld engagiert sich derzeit, das Angebot über das Trägernetzwerk hinaus und für andere Kooperationspartner bekannter zu machen, um neue Kinder für die Beaufsichtigung zu gewinnen. Es wird deutlich, dass eine gelungene Umsetzung vor allem vom Engagement der Mitarbeitenden sowie von der Unterstützung der Kooperations- und Netzwerkpartner abhängt.