Der „Kita-Einstieg“ in der Landeshauptstadt München

Die Betreuungslandschaft in München zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde eine Vielzahl von KiTZ-Einrichtungen aufgebaut.“KiTZ“ steht dabei für KinderTagesZentren. Anders als in klassischen Kindergärten, werden hier Kinder bis zum Alter von 12 Jahren betreut und die Familien vor Ort mit offenen, niederschwelligen Angeboten unterstützt. In München gibt es insgesamt 30 dieser Zentren, von denen acht am Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ teilnehmen. Frau Emmert differenziert: „Genaugenommen haben wir zehn teilnehmende Standorte im Bundesprogramm. Da einzelne Einrichtungen unmittelbar nebeneinander liegen, haben vier Kitas sich zu zwei „KiTZ-Verbünden“ zusammengeschlossen.“

Die „KiTZ-Bund“-Einrichtungen

An den acht Standorten, welche in München als „KiTZ-Bund“ bezeichnet werden, sind auch die Kita-Einstiegs-Fachkräfte anzutreffen, die eng miteinander kooperieren. „Hier laufen alle Fäden zusammen“, betont Frau Emmert. Sie vernetzen sich, stehen in engem Kontakt zu den Familien und können gut abschätzen, welche Angebote bereits existieren oder weiter ausgebaut werden sollen. Die Kita-Einstiegs-Fachkräfte führen Beratungsangebote durch, suchen Gemeinschaftsunterkünfte auf, um über den Kita-Einstieg zu informieren oder unterstützen die Familien bei der Suche nach einem Betreuungsplatz. München hat ein Online-Verfahren für die Suche und Vergabe aller Betreuungsplätze: der „Kita-Finder+“. Er beinhaltet das gesamte Angebot an Betreuungsplätzen. Viele Familien benötigen bei der Anmeldung für einen Kita-Platz Unterstützung. Insbesondere wenn fehlende Deutschsprachkenntnisse eine Barriere darstellen, stehen die Kita-Einstiegs-Fachkräfte den Familien zur Seite und begleiten sie beim Anmeldeverfahren. Um den Austausch untereinander zu fördern und Erfahrungen teilen zu können, organisieren die Kolleginnen der Koordinierungs- und Netzwerkstelle etwa alle vier bis sechs Wochen ein Netzwerktreffen mit den Kita-Einstiegs-Fachkräften.

Münchens Angebotsvielfalt

In München wurden bereits fast 40 verschiedene Angebote entwickelt. Es werden Informationsmaterialien wie die Broschüre „Der Weg zum Kita-Platz“ oder Flyer in verschiedenen Sprachen sowie einfacher Sprache bereitgestellt. Zudem hat die Landeshauptstadt Arbeitspapiere entwickelt, welche die pädagogischen Fachkräfte bei der Arbeit mit fluchterfahrenen Kindern unterstützen. Eine spezielle Sprechstunde für Familien mit Fluchterfahrung gewährleistet den Zugang zu fachlicher Beratung. Darüber hinaus finden Familienbildungsprogramme und Qualifizierungsmaßnahmen statt. Der Vorteil für die Fachkräfte im Bundesprogramm: Sie können an allen Fortbildungen und Angeboten des Pädagogischen Instituts der Stadt München teilnehmen. Hier werden die individuellen Bedarfe der Kita-Einstiegs-Fachkräfte erfragt und entsprechend bei der Angebotsgestaltung berücksichtigt. Ob zum Thema Gesundheit, Kinderschutz, Sprache, Interkulturalität oder geschlechtergerechte Pädagogik – je nach aktuellem Bedarf können sich die Fachkräfte weiterbilden. Anlässlich des Weltspieltags haben im Mai an den verschiedenen Standorten des „Kita-Einstiegs“ in München gemeinsame Angebote stattgefunden. „Es hat sich herumgesprochen und das Bundesprogramm ist bekannter geworden – die Leute kommen nun auf uns zu“, berichtet Frau Emmert.

Sprache ist der Schlüssel zur Welt

Durch die Beteiligung der Stadt München am Bundesprogramm „Kita-Einstieg“, konnte auch die Sprachförderung verstärkt in den Fokus genommen werden. „Da der Zugang zu Sprache und Büchern für neu angekommene Familien nicht immer selbstverständlich ist, haben die Kita-Einstiegs-Fachkräfte dieses Thema immer stärker eingebracht“, berichtet Frau Emmert. Das Thema bedarf noch größerer Aufmerksamkeit und bildet gleichzeitig einen wichtigen Grundstein für alle Kinder, insbesondere jedoch für die mit einer anderen Muttersprache als Deutsch. In der Folge wurden in München über das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ auch viele Angebote entwickelt, die sich der Sprachbildung widmen. Die Kita-Einstiegs-Fachkräfte machen mit Kindern und Eltern Ausflüge in die Bibliothek. Offene Musikbuchstunden und Musikalische Frühförderangebote fördern spielerisch den Spracherwerb mit Liedtexten und Körpersprache. Vorlesestunden in verschiedenen Sprachen unterstützen die Kinder in ihrem Spracherwerb. Damit die Kinder und Eltern aber auch zuhause abwechslungsreiche Bücher mit ihren Familien lesen und betrachten können, veranstalten die Münchener auch regelmäßige Bücherbörsen.

Die Zusammenarbeit in der Landeshauptstadt

Die Koordinierungs- und Netzwerkstelle befindet sich im Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt. Die Herausforderung: Es ist das größte Referat mit knapp 15.000 Mitarbeitenden. Hier müssen Frau Emmert und ihre Kolleginnen genau abwägen, welche der Mitarbeitenden sie in die Umsetzung des „Kita-Einstiegs“ einbeziehen und welche Kooperationspartnerinnen und -partner langfristig involviert werden müssen. Der Vorteil: Die Koordinierungs- und Netzwerkstelle ist hier in der Abteilung Fachberatung und Fachplanung des Geschäftsbereichs „KITA“ tätig. Hier sind rund 80 Fachberaterinnen und Fachberater mit unterschiedlichen Schwerpunkten sowie Psychologinnen und Psychologen beschäftigt, die sowohl den Mitarbeitenden der Koordinierungs- und Netzwerkstelle aber auch den pädagogischen Fachkräften im Bundesprogramm beratend und unterstützend zur Seite stehen. Die Zusammenarbeit mit der Abteilung Kinder, Jugend und Familie des Münchner Stadtjugendamtes sowie die Stelle für Interkulturelle Arbeit sind dabei unter anderem sehr hilfreich und wichtig, um in der Landeshauptstadt gemeinsame Ziele zu definieren und zu verfolgen. Mit dem Referat Gesundheit und Umwelt stimmen sich die Mitarbeiterinnen bezüglich der Angebote zur frühkindlichen Gesundheitsförderung im Bundesprogramm ab. Wenn es um Angebote in Gemeinschaftsunterkünften geht, arbeiten sie eng mit dem Amt für Wohnen und Migration zusammen. Aber auch die Stelle für Öffentlichkeitsarbeit ist eine wichtige Kooperationspartnerin im „Kita-Einstieg“, wenn beispielsweise Pressetermine stattfinden, neue Flyer oder andere Informationsmaterialien entwickelt werden.

Neben den verschiedenen Referaten und Abteilungen bieten auch die übergreifenden Gremien der Landeshauptstadt Gelegenheit für Austausch und Beratung. Die Gremien „Neuzugewanderte“ oder „Gesamtplan für Flüchtlinge“ bieten Raum für Austausch und Anregungen. Sie helfen dabei, die Angebote im Bundesprogramm bekannt zu machen und die Bildungsperspektiven von neu zugewanderten Mädchen und Jungen von Anfang an zu unterstützen. Hier werden wichtige Entwicklungen in der frühkindlichen Bildung verfolgt und bei der Koordination des „Kita-Einstiegs“ mitgedacht.

Die Nachhaltigkeit des Bundesprogramms sicherstellen

Die Stadt München plant im Zuge der Verstetigung die KiTZ-Rahmenkonzeption der Landeshauptstadt München aus dem Jahr 2010 weiterzuentwickeln. Hier sollen die Erfolge und Erkenntnisse aus dem Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ mit verankert werden. Unterstützt wird die Stadt dabei von Professor Gabriel Schoyerer von der Katholischen Stiftungshochschule München, der die sieben Arbeitsgruppen zur Entwicklung der Konzeption wissenschaftlich und beteiligungsorientiert begleiten wird. Darüber hinaus ist München bemüht, die acht KiTZ-Standorte mit den aktuellen Angeboten im Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ zu verstetigen und langfristig weiterzuführen, und „nach Möglichkeit bei sozialräumlichen Bedarfen sogar noch auszuweiten“, hofft Frau Emmert.

Herausforderungen

Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ in einer großen Stadt wie München umzusetzen, ist eine komplexe Aufgabe. Das Programm musste an die vorhandenen Strukturen und Vorgaben der Landeshauptstadt angepasst werden, berichtet Frau Emmert. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Servicestelle des Bundesprogramms „Kita-Einstieg“ und mit den Kolleginnen und Kollegen der Stadt München haben Frau Emmert und ihr Team dies gut meistern können. Eine weitere Herausforderung bestand darin, bestehende Angebote sowie die Bedarfe in der Landeshauptstadt zu ermitteln. „Wir haben verschiedenste Kooperationspartnerinnen und -partner, die Träger der Standorte sowie die Familien mit einbezogen, um den „Kita-Einstieg“ den Bedürfnissen entsprechend zu entwickeln“, schildert Frau Emmert.

Tipps

Eine „frühzeitige Einbindung der Akteurinnen und Akteure der Kinder- und Jugendarbeit, um herauszufinden, ob die Möglichkeit und Bereitschaft zur Mitwirkung da ist oder man diese wecken kann“. Daher lautet Frau Emmerts Empfehlung: „Alle rechtzeitig mit an Bord zu nehmen, bevor man sich auf den Weg macht – dies zahlt sich später aus“.

Wichtig ist ebenso, mit den Entscheidungsträgerinnen und -trägern im ständigen Austausch zu sein. Um rechtzeitig finanzielle Mittel abrufen und investieren zu können, ist es notwendig, Informationen über den Verlauf, Herausforderungen oder beobachtete Entwicklungen weiterzugeben oder zu erfragen. Um den Entscheidungsträgerinnen und -trägern den Mehrwert der Angebote näher zu bringen, empfiehlt Frau Emmert, diese einfach mal mit in die Praxis zu nehmen!

(Juli 2019)